Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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O. H. L.: Entwicklung der Gesamtlage. 
sage der Obersten Kriegsleitung nicht leicht geworden zu sein. Die Ent- 
25. Februar, scheidung fiel am 25.Februar durch die Antwort des Generalfeldmarschalls 
von Hindenburg: „Die Oberste Kriegsleitung sieht sich zu ihrem 
lebhaften Bedauern veranlaßt, vorläufig von der Frühjahrsoffensive gegen 
Italien abzusehen. Die Munitionslage hat sich nicht derart entwickelt, daß 
nach Erledigung der bestimmt zu erwartenden Abwehrschlachten auf meh- 
reren Kriegsschauplätzen jetzt schon die Möglichkeit einer großangelegten 
Offensive ins Auge gefaßt werden könnte. Die Oberste Kriegsleitung muß 
sich daher für die Frühjahrskämpfe an allen Fronten zunächst auf die Ab- 
wehr beschränken." 
Enthebung des F e l d m a r s ch a l l s von Conrad von der 
Stellung als General st absche f. 
27. Februar. Zwei Tage nach dieser Entscheidung, am 27.Februar, wurde Feld¬ 
marschall von Conrad seiner Stellung enthoben, nachdem bereits am 11. 
der Stellvertretende Oberbefehlshaber, Feldmarschall Erzherzog Friedrich, 
zur Disposition gestellt worden war. Der Entschluß zur Enthebung des 
Generalstabschefs stand beim Kaiser seit längerer Zeit fest. Die Gründe 
waren mannigfacher Art und lagen vor allem in verschiedener Grund- 
aussassung über politische Fragen, aber auch in persönlicher Abneigung des 
streng kirchlich gesinnten Monarchen gegen den Feldmarschall als Sohn 
der altliberalen Ära und Freidenker. Kaiser Karl umgab sich mit neuen 
militärischen Beratern. Generalstabschef wurde General der Infanterie 
Arz von Straußenburg, bisher Kommandant der ö.-u. I.Armee, ein General, 
über den der Kaiser, noch als Erzherzog-Thronfolger, im Bericht vom 
29. Septembers geurteilt hatte, daß er „sehr gewandt ist, jedoch nicht auf 
der operativen Höhe wie Conrad steht", mit dem aber die deutsche Führung 
schon oft und stets reibungslos zusammengearbeitet hatte. Feldmarschall 
von Conrad übernahm auf besonderes Drängen seines kaiserlichen Herrn 
den Befehl über die Heeresgruppe in Tirol. 
Mit Erzherzog Friedrich und Feldmarschall von Conrad 
waren zwei Männer von der Spitze des österreichisch-ungarischen Heeres 
geschieden, die in Treue zum Bündnis mit Deutschland hielten, wobei der 
Erzherzog auch deutschen Wünschen und Forderungen, vor allem in der 
Frage einheitlichen Oberbefehls, stets bereitwilliger gegenübergestanden 
hatte als sein Generalstabschef, der sich in weit stärkerem Maße als Hüter 
der Sonderbelange der Habsburger Monarchie gefühlt hatte. Mit Feld- 
Marschall von Conrad schied aber auch der Mann aus leitender Stellung, 
i) S. 485.
	        
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