Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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O. H. L.: Entwicklung der Gesamtlage. 
Lösung, als dem Feinde im Angriff zuvorzukommen. Zu Lande komme 
Angriff in Ostgalizien oder gegen Italien in Frage, daneben gegen England 
der Unterseekrieg. „Anterseeboots-Krieg und eine Aktion zu Lande sind die 
einzigen Mittel, die wir haben, den Krieg für uns günstig zu wenden, ehe 
unsere Kräfte aufgebraucht sind und ehe die Entente mit erdrückender Über¬ 
macht gemeinsam über uns herfällt." 
Einen größeren Angriffserfolg der Ostgegner hielt Feldmarschall 
von Conrad für unwahrscheinlich, einen Angriff der Armee Sarrail für eine 
Nebenoperation, die nur die feindlichen Hauptkräfte schwäche. Abgesehen 
von der Westfront, schien ihm daher die italienische Front die wichtigste, 
ein feindlicher Durchbruch an ihr, bei dem auch die Westmächte mithelfen 
könnten, am gefährlichsten zu sein. Hier in erster Linie hielt er es daher 
für nötig, dem Feinde zuvorzukommen. 
15. Za«uar. Am 15. Januar leitete Generalfeldmarschall vonHindenburgein 
Schreiben an Feldmarschall von Conrad über die Gründe des beschlossenen 
Anterseekrieges mit dem Satze ein: „Wir müssen im Jahre 1917, sobald es 
die Verhältnisse irgendwie zulassen, die Offensive an irgendeiner Stelle 
ergreifen, sei es in Mazedonien, in Italien, an der deutschen Westfront 
oder der gemeinsamen Ostfront." 
Damit fand er volles Einverständnis bei Feldmarschall von Con¬ 
rad, der nunmehr für eine Aussprache mit der Obersten Kriegsleitung 
eine eingehende Denkschrift über den Angriff gegen 
Italien ausarbeiten ließ. Der Angriff sollte im Mai aus Tirol und am 
Ifonzo zugleich geführt werden. Dazu wurden, abgesehen von erheblicher 
Artillerie, mindestens 16 deutsche Divisionen erbeten, drei, um österreichisch- 
ungarische an der Ostfront frei zu machen, sechs unter einem deutschen 
Armee-Oberkommando, die dem österreichifch-ungarifchen Angriff aus Tirol 
als zweite Staffel folgen sollten, und sieben für den Isonzo-Angriff, diese 
letzteren ebenfalls unter einem deutschen Armee-Oberkommando; äußersten- 
falls sollte hier zur Leitung des Angriffs auch ein deutsches Heeresgruppen- 
Kommando eingesetzt werden. 
Die Ober st e Kriegsleitung war grundsätzlich einverstanden, 
konnte bindende Zusagen über die zu stellenden Kräfte aber noch nicht geben. 
Alles hing von der weiteren Entwicklung an der Westfront ab. Die 
Gesamtforderung von 16 deutschen Divisionen sah man aber noch immer 
als zu hoch an: Für den Nebenangriff an der Isonzo-Front mußten ge° 
ringere Kräfte genügen, Ablösung der drei von der Ostfront heran- 
zuziehenden österreichisch-ungarischen Divisionen durch deutsche schien nicht 
nötig; dort ließ sich die Front strecken. Günstigen Verlauf der Westkämpfe
	        
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