Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Ssterreich-Ungarns ernste Lage. — 
Angriffspläne im Osten. 
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z. Operative Entschlüsse für die Kriegführung zu Lande. 
a) Angriffspläne. 
Auf operativem Gebiet war die große Frage: Wie ist der Krieg 
zu Lande im Jahre 1917 weiter zu führen? 
Darüber, daß an der Westfront im Frühjahr Engländer und Fran- 
zosen, unterstützt durch Belgier, demnächst vielleicht auch Portugiesen, ihre 
Massenanstürme mit erheblicher Übermacht an Zahl und Material wieder 
aufnehmen würden, konnte kaum ein Zweifel bestehen. Ebenso wurde neues 
Anrennen der Italiener gegen die österreichisch-ungarische Front am Isonzo 
erwartet und auch, daß die Russen bald wieder zu neuer Kraftentfaltung 
fähig sein würden. Mazedonien und vor allem die türkischen Fronten 
erschienen wie bisher als Nebenkriegsschauplätze. Vei der Obersten Kriegs- 
leitung hegte man aber doch die Hoffnung, daß es vielleicht gelingen könne, 
noch vor den erwarteten Angriffen der Gegner selbst einen Schlag zu führen. 
Das Erlahmen der feindlichen Somme- wie Vrussilow-Offensive und 
das glückliche Fortschreiten des eigenen Feldzuges in Rumänien weckten im 
Spätherbst zum ersten Male seit langer Zeit wieder die Aussicht, über 
Kräfte zu verfügen, die man nach freiem eigenen Crmessen verwenden konnte. 
Nach der Einnahme von Bukarest fand am 8. Dezember beim Kaiser Vor-«. Dezember, 
trag über die Frage statt, wie der Krieg weiter zu führen sei. Dabei wurde 
— nach einer Tagebuchaufzeichnung des Generalobersten von Plessen — 
vorgeschlagen: „Nicht weiter in Rumänien folgen als bis an den Sereth, 
die Armee im Winter in sich festigen, für das Frühjahr 1917 vorbereiten. 
Den Unterseeboots-Krieg in vollster Kraft auf England loslassen." Als 
am folgenden Tage günstige Nachrichten über die Haltung Griechenlands 
vorlagen, so daß man auf dessen Mitwirkung gegen die Armee Sarrail 
hoffte'), und auch die Verfolgung der Rumänen gute Fortschritte machte, 
scheint die Stimmung besonders gehoben gewesen zu sein. Der General- 
oberst zeichnete über den Vortrag an diesem Tage auf: „Die Gesamtlage 
stellt sich so günstig wie in diesem Kriege bisher überhaupt noch nicht." 
Worauf sich diese doch allzu hoffnungsfrohe Auffassung sonst etwa gründete, 
ist nicht bekannt. 
Am 13. Dezember fragte General Ludendorff beim Oberbefehls-,z.Dezember, 
haber O st an, ob er bei Belassung der zur Abgabe bereit gehaltenen 
121. Infanterie-Division irgend etwas unternehmen könne, z. B. einen Vor- 
stoß in der Richtung auf Kolomea^); schwere Artillerie könne er Voraussicht- 
lich bekommen. Der Oberbefehlshaber Ost, der sich schon seit Oktober mit 
Angriffsmögkichkeiten beschäftigt hatte'), schlug Größeres vor. Vermutlich 
>) S. 345. — -) Karte 6. — -) S. 385.
	        
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