Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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O. H. L.: Entwicklung der Gesamtlage. 
Bis End- Tätigkeit der deutschen Obersten Heeresleitung als Oberster Kriegsleitung 
cz°m er. erschwert. Feldmarschall von Conrad setzte sich gegen den kaiserlichen 
Plan, der bei den Deutschen überrascht und befremdend gewirkt habe'), nach 
Kräften zur Wehr, ohne allerdings eine Abänderung erreichen zu können. 
Die Übersiedlung wurde auf Anfang 1917 festgesetzt. 
Aber auch die politische Einstellung des jungen Kaisers bereitete 
Sorgen. Die innere Lage Österreich-Ungarns war äußerst 
schwierig. Am 21. Oktober war der österreichische Ministerpräsident Graf 
Stürgkh von dem Sozialdemokraten Adler ermordet worden, der in ihm den 
Hauptschuldigen dafür sah, daß in Osterreich seit Kriegsbeginn ohne Parla¬ 
ment regiert wurde. Im Thronmanifest vom 21. November versprach der 
Kaiser, die verfassungsmäßigen Freiheiten und sonstigen Gerechtsame seiner 
Völker hochzuhalten. In diesem Bestreben begann er, den Tschechen und 
anderen Nationalitäten seines Doppelreiches in einem Maß entgegen- 
zukommen, das für die Zukunft fürchten ließ. Dazu kamen schwere wirt- 
schaftliche Nöte. Es fehlte an Rohstoffen, Kohlen und Nahrungsmitteln. 
Während die Crnährungslage in Ungarn noch günstig war, war sie in 
Osterreich weit ernster als in Deutschland, ohne daß die andere Reichs- 
Hälfte bereit war oder gezwungen werden konnte, ausgleichend zu helfen. 
Rur durch Herabsetzung der schon bisher knappen Portionen, ja durch Ver- 
brauch von Teilen des Saatgutes, zeitweise auch durch Hilfe aus Deutsch¬ 
land, konnte im österreichischen Teil der Monarchie eine Katastrophe ver- 
mieden werden, bis im Frühjahr 1917 Lieferungen aus Rumänien den 
drohenden Zusammenbruch aufhielten. 
Auf das Friedensangebot vom 12. Dezember hatte Kaiser 
Karl unter solchen Umständen seine ganze Hoffnung gesetzt; daß es schroffste 
Ablehnung erfuhr, bedeutete eine schwere Enttäuschung. Der Außenminister 
Graf Vurian wurde am 22. Dezember durch Graf Czernin abgelöst, der 
überzeugt war, daß die Widerstandskraft des österreichisch-ungarischen 
Staatswesens nur noch für eng begrenzte Zeit ausreiche; an die Möglich- 
keit eines vollen Sieges der verbündeten Waffen glaubte er nicht mehr. Es 
ist daher erklärlich, daß der Kaiser und er dem Entschluß zum Unterseekriege 
mit größten Bedenken gegenüberstanden und ihm nur zögernd zustimmten^). 
Sie sahen es als ihre vornehmste Aufgabe an, nichts unversucht zu lassen, 
um der Monarchie möglichst bald den Frieden zu bringen. 
*) Nach Mitteilung des Genlts. von Cramon vom Aug. 1937 hat die O. H. L. 
jedoch keine Einwendung erhoben. 
-) S. 473 f.
	        
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