Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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Die neue Oberste Heeresleitung. 
18. Ottober, führte zu dem Ergebnis, daß die Kundgebung der Mittelmächte in Polen 
baldigst erfolgen solle; in beiden Generalgouvernements sei dann sogleich 
mit Truppenwerbungen zu beginnen; die polnische Wehrmacht sollte einem 
deutschen General unterstellt werden. Andererseits sollte das inzwischen 
gebildete „Polnische Hilfskorps" nicht aufgelöst werden, da auf seinen Ein- 
sah an der Front nicht verzichtet werden konnte; es sollte aber bei Ein- 
gliederung in die künftige polnische Wehrmacht durch den Kaiser von Hster- 
reich seines Eides entbunden werden und aus dem österreichisch-ungarischen 
Heere ausscheiden. Daraufhin wurde am 5. November von den General- 
gouverneuren in Warschau und Lublin feierlich verkündet, daß die ver- 
bündeten Monarchen beabsichtigten, aus den von der russischen Herrschaft 
befreiten polnischen Gebieten einen selbständigen Staat mit erblicher 
Monarchie und konstitutioneller Verfassung zu bilden. Die genaue Ve- 
stimmung der Grenzen bleibe vorbehalten. Eine polnische Wehrmacht solle 
gebildet werden; deren Organisation, Ausbildung und Führung werde im 
gemeinsamen Einvernehmen ihre Regelung finden. 
Die von der Proklamation erwartete Wirkung trat nicht ein. Der 
s. November, am 9. November in beiden Generalgouvernements erlassene Werbeaufruf 
brachte nur geringe Ergebnisse, und in den folgenden Wochen zeigte sich 
immer deutlicher, daß auf den erhofften Zustrom polnischer Wehrfähiger 
zum Kampfe gegen Rußland nicht zu rechnen war. Es blieb bei dem in das 
österreichisch-ungarische Heer eingegliederten Hilfskorps. 
C.Ausbau des Heeres und der Rüstung'). 
I. Bildung neuer Divisionen. 
Anmittelbar nach Übernahme ihres Amtes hatte die neue Oberste 
Heeresleitung den Kriegsminister, Generalleutnant Wild von Hohenborn, 
der bis dahin im Großen Hauptquartier weilte, veranlaßt, sich nach 
Verlin zu begeben, um persönlich die Leitung der Heeresverwaltung zu 
übernehmen. Damit war für den stellvertretenden Kriegsminister, General 
der Infanterie von Wandel, der sich um Erhaltung und Stärkung der 
Schlagkraft des Heeres größte Verdienste erworben hatte, kein Platz mehr. 
Sein Scheiden aus dem Amte war ein Verlust. 
Die dringendsten Maßnahmen zur Verstärkung der militärischen Kraft 
waren bereits vor der Besprechung in Eambrai^) eingeleitet worden. Sie 
') Näheres werden die Sonderbände: „Kriegsrllstung und Kriegswirtschaft" 
bringen. — 2) S. 10 ff.
	        
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