Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Botschaft des Präsidenten Wilson an den Senat. 
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Bevor ihm der Inhalt dieser Note bekannt wurde, erließ Präsident 
Wilson am 22.Januar eine Votschaft an den Senat, in der 
er auf die Antworten einging, die ihm auf seine Friedensnote zugegangen 
waren. Die Mittelmächte wären bereit, mit ihren Gegnern die Friedens- 
bedingungen zu erörtern. Die Mächte der Entente hätten viel ausführlicher 
geantwortet. „Wir sind dadurch der endgültigen Erörterung des Friedens 
um so viel näher gekommen." Der kommende Friede müsse ein Friede 
unter Gleichberechtigten sein, ein Friede ohne Sieg. Die anzustrebenden 
allgemeinen Ziele wären: Freiheit der Meere, Beschränkung der Rüstungen, 
Schaffung eines „Konzerns der Mächte" zur Vermeidung künftiger Kriege. 
Der Präsident wies des weiteren darauf hin, daß er nicht die Absicht habe, 
sich in Friedensvereinbarungen der Kriegführenden einzumischen. Trotzdem 
stellte er den Grundsatz auf, daß es nicht angängig sei, „Völker von Macht- 
Haber zu Machthaber abzutreten, als wenn sie Eigentum wären". Er halte 
es z. B. für „ausgemacht, daß die Staatsmänner überall darin einig sind, 
daß es ein einiges unabhängiges, selbständiges Polen geben sollte". Außer- 
dem forderte er für jedes große Volk, „das jetzt nach einer vollen Ent- 
Wicklung seiner Hilfsmittel strebt", einen direkten Ausgang zur See; auch 
das schien auf Polen hinzudeuten. Die Vorschläge berührten die deutschen 
Belange im Osten aufs empfindlichste, denn sie waren geeignet, die 
Integrität des deutschen Gebietes östlich der Oder, ja sogar den Zusammen- 
hang Ostpreußens mit dem übrigen Reiche in Frage zu stellen. Daß solche 
. Vorschläge für ein unbesiegtes Deutschland keine Verhandlungsgmndlage 
bilden konnten, bedarf keiner weiteren Ausführungen. 
Am 27. Januar drahtete Botschafter Graf Bernstorff, Präsident Wilson 
habe nunmehr „vertraulich Friedensvermittlung auf Grund seiner Senats- 
botschaft, d. h. also ohne Einmischung in territoriale" Fragen angeboten 
und um Mitteilung der deutschen Friedensbedingungen gebeten. Er hoffe 
bestimmt, Friedenskonferenz zustande zu bringen, „und zwar so schnell, daß 
unnötiges Blutvergießen der Frühjahrsoffensiven verhindert werde". Die 
Nachricht traf im Laufe des 28. Januar in Berlin ein. 
Der Reichskanzler fuhr noch am gleichen Abend mit Staatssekretär 
Zimmermann nach Pleß. Dort wurde im Einvernehmen mit der Obersten 
Heeresleitung beschlossen, dem Präsidenten zu seiner persönlichen In- 
formation die Grundzüge der Bedingungen mitzuteilen, „unter 
denen wir bereit gewesen wären, in Friedensverhandlungen einzutreten, 
falls die Entente unserer Friedensangebot vom 12. Dezember vorigen 
Jahres angenommen hätte". Das waren: 
„Rückerstattung des von Frankreich besetzten Teiles vom Ober-Elsaß,
	        
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