Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Ausklang der Friedensvermittlungs-Versuche. 47z 
Am gleichen Tage erließ Kaiser Wilhelm einen „Aufruf an das 
Deutsche V 0 l fin dem er auf die Vergewaltigung Griechenlands') 
und die „Eroberungssucht" der Gegner hinweisen konnte. Er wandte sich 
demgegenüber an die „eherne Willenskraft" des deutschen Volkes: „Hell- 
flammende Entrüstung und heiliger Zorn werden jedes deutschen Mannes 
und Weibes Kraft verdoppeln, gleichviel, ob sie dem Kampfe, der Arbeit 
oder dem opferbereiten Dulden geweiht ist." 
Für die Oberste Heeresleitung stand seitdem unumstößlich fest, daß es 
ohne Waffenentscheidung nicht möglich sei, mit den Gegnern zu einem 
Verständigungsfrieden zu kommen, während der Reichskanzler die Aus- 
sichten für einen solchen, ohne daß der militärische Sieg die Entscheidung 
brachte, auch weiterhin nicht so hoffnungslos ansah. Er stimmte in dieser 
Hinsicht mit den Auffassungen überein, die in Wien herrschten. 
Kaiser Karl und sein Außenminister Graf Ezernin empfanden die 
Zurückweisung jeder Friedensmöglichkeit ganz besonders schmerzlich. Beide 
waren Gegner des uneingeschränkten Unterseekrieges; Graf Ezernin hatte 
sogar eine Weile „die Idee ventiliert", dem Kaiser vorzuschlagen, Ästerreich 
in der Frage des uneingeschränkten Anterseekrieges von Deutschland zu 
trennen^). Feldmarschall von Conrad und die Admiralität dagegen 
setzten sich für den Unterseekrieg ein, da sie von ihm im Mittelmeer ent- 
scheidende Schädigung Italiens erhofften. Nachdem dann am 20. Januar 
Admiral von Holtzendorff und Staatssekretär Zimmermann Kaiser Karl 
selbst Vortrag über die Aussichten des Unterseekrieges gehalten hatten, fiel 
am 23. Januar in Wien die Entscheidung für Teilnahme am Unterseekrieg, 23.Januar» 
denn — so berichtet Graf Ezernin — Deutschland konnte diesen ohne die 
österreichisch-ungarischen Stützpunkte an der Adria nicht wirksam führen. 
„Gaben wir ihm diese frei, so machten wir den Unterseekrieg mit, auch 
wenn unsere wenigen Tauchboote zu Hause blieben. Taten wir es nicht, 
so fielen wir Deutschland in den Rücken und kamen in direkten Konflikt mit 
ihm, welcher zur definitiven Sprengung des Bündnisses führen mußte'"). 
ganz unannehmbare Friedensbedingungen enthielt, waren Wilson und House über- 
zeugt, „daß die Entente auf einen Verständigungssrieden eingehen würde, und hielten 
die genannten Bedingungen für Vluff. Auch ich glaube, daß die Entente die politische 
Lage in Deutschland genau kannte und uns durch Ausstellung solcher Bedingungen 
abschrecken und zur Erklärung des uneingeschränkten Anterseekrieges zwingen wollte. 
Die Entente verfolgte nur das eine Ziel, die Vereinigten Staaten in den Krieg 
hineinzuziehen". 
*) Näheres S. 344 f. 
2) Ottokar Graf von Ezernin: „Im Weltkriege", S. 167. Vgl. ferner Edmund 
von Glaise-Hastenau: „Die Katastrophe", S. 91. 
*■) Ezernin, a. a. O., S. 167.
	        
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