Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Beurteilung etwaigen Eingreifens Amerikas in den Krieg. 
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laufenden gehaltenen Niederschrift hatte sich im amerikanischen Heerwesen 
nichts Wesentliches geändert. Daß nach Eröffnung des uneingeschränkten 
Unterseekrieges überhaupt noch rechtzeitig größere amerikanische Truppen- 
aufgebote in Europa eintreffen würden, hielt die Oberste Heeresleitung für 
so gut wie ausgeschlossen. Ihre Nachrichtenabteilung ist denn auch mit der 
Frage, wann und wieviel Truppen die Vereinigten Staaten nach Europa 
bringen könnten, zunächst nicht beschäftigt worden'). „Die Vereinigten 
Staaten" — so schrieb der Generalfeldmarschall an Feldmarschall") 
von Eonrad — „könnten die Entente unterstützen durch Frachtraum, Kriegs- 
gerät, Geld und Menschen, vielleicht auch durch Lebensmittel. Frachtraum, 
Kriegsgerät und Geld geben sie jetzt schon, Mehrlieferung von Kriegsgerät 
ist ohne weiteres nicht möglich, Mehrlieferung von Geld ist nicht aus- 
schlaggebend. Menschen sind zunächst nicht ausgebildet, die Ausbeute wird 
auch nicht übermäßig sein. An Lebensmitteln steht Amerika knapp, eine 
Rationierung ist dort nicht ohne weiteres durchführbar, jedenfalls nicht 
wirksam. Mehr Frachtraum steht kaum zur Verfügung, die deutschen 
Schiffe in Amerika werden unbrauchbar gemacht""). 
Z. Der iLmschluß zum uneingeschränkten Unrerseekrieg. 
a) Die Entscheidung vom 9. Januar 1917. 
Zur Aussprache über seine Denkschrift begab sich Admiral «-und 
von Holtzendorff nach Pleß, wo am 9.Januar auch der Reichs- 9'3tttttta,:' 
kanzler eintreffen wollte. Tags zuvor, am 8. Januar, hatte der Admiral- 
stabsches eine Besprechung mit Generalfeldmarschall von Hindenburg 
und General Ludendorf st). Beide stimmten seinen Darlegungen zu. 
Der Generalfeldmarschall bekräftigte dies zum Schluß durch die Worte: 
„Also wir halten zusammen. Es muß sein. Wir rechnen mit dem Kriege 
mit Amerika und haben alle Vorbereitungen getroffen. Schlechter kann es 
nicht werden. Der Krieg muß mit allen Mitteln abgekürzt werden." 
1) Mitteilung des Obersten a. D. von Rauch vom Dez. 1936. 
2) Schreiben vom 15. Jan. 1917 (0. 494). 
3) In demselben Sinne unterrichtete am 17. Jan. Gen. von Kühl die Armee- 
Genst. Chefs der Hgr. Kronpr. Rupprecht. 
Legationsrat von Leisner, der.vor Ausbruch des Krieges anderthalb Jahre 
bei der Votschaft in Washington gewesen war, schrieb im Febr. 1937: „Die Oberste 
Heeresleitung sah die Möglichkeit der militärischen Unterstützung der Entente durch 
Amerika eher noch geringer als die Marine an ... Noch am 4. Febr. 1917 und am 
Tage der amerikanischen Kriegserklärung wollten der Generalfeldmarschall und der 
Erste Generalquartiermeister die gefahrvolle Bedeutung des amerikanischen Eingreifens 
mir gegenüber nicht zugeben." 
4) Anters. Aussch. Beil. 212 (Protokoll aus den Akten der O. H. L.). 
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