Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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Die neue Oberste Heeresleitung. 
Bis Anfang scheu Herrschaft befreit war, regte General von Falkenhayn an, nun 
September. wehrfähige Bevölkerung dieses Gebietes zur Verteidigung des 
eigenen Landes gegen Rußland heranzuziehen. Die Frage wurde aber 
wegen der bei ihrer Lösung zu erwartenden politischen und militärischen 
Schwierigkeiten zunächst nicht weiter verfolgt; erst das starke Zusammen- 
schmelzen der Menschenreserven der Mittelmächte ließ im Juli 1916 den 
deutschen Generalstabschef auf sie zurückkommen'). Polnische Hilfskräfte in 
größerer Zahl waren aber nach Ansicht des Generalgouverneurs in Warschau, 
Generaloberst von Vefeler, nur nach vorheriger Zusicherung über die Zu- 
kunft Polens zu erwarten. Verhandlungen, die hierüber am 11. und 
12. August in Wien zwischen Reichskanzler von Vethmann Hollweg und 
dem österreichisch-ungarischen Minister des Äußeren, Varon Vurian, statt- 
fanden, führten zu dem Entschluß, „ein selbständiges Königreich Polen 
mit erblicher Monarchie und konstitutioneller Verfassung" zu errichten. 
Darüber sollte möglichst bald eine Kundgebung der beiden verbündeten 
Monarchen erfolgen, die Errichtung des Staates selbst aber erst nach dem 
Kriege durchgeführt werden. Der Anschluß Polens an das Bündnis der 
beiden Kaiserreiche war dabei in Aussicht genommen. Es sollte seine eigene 
Wehrmacht erhalten, eine gemischte deutsch—österreichisch-ungarische mili- 
tärische Kommission deren Aufstellung vorbereiten. Varon Vurian erklärte 
sich bereit, dafür einzutreten, daß Aufsicht und oberste Führung dieser Wehr- 
macht einheitlich sei und Deutschland zufalle. 
Die geplante Kundgebung der beiden Monarchen wurde aber noch 
hinausgeschoben, da Hoffnungen bestanden, falls Rumänien weiterhin neu- 
tral bleibe, mit Rußland vielleicht zu Friedensanknüpfungen zu kommen^). 
„Diese Chance sollte nicht dadurch präjudiziert" werden, daß durch Ve- 
kanntwerden der Pläne für die Zukunft Polens „eine neue Scheidewand 
zwischen den Mittelmächten und Rußland errichtet wurde"°). 
Als der Generalfeldmarschall und General Luden- 
d o r f f die Oberste Heeresleitung übernahmen, waren die Friedenshoff- 
nungen durch Rumäniens Kriegserklärung bereits wieder geschwunden. 
Beide waren, ebenso wie bisher General von Falkenhayn, der Auffassung, 
daß alles versucht werden müsse, um die Hilfe der polnischen wehrfähigen 
Mannschaften für die Mittelmächte zu gewinnen. Man „mußte Pflicht- 
gemäß" — schreibt General Ludendorff'') — „die Frage nach der Bildung 
eines polnischen Heeres weiter verfolgen. Jedes Zögern wäre hier ein Fehler 
1) 23b. X, S. 417. 
2) 23b. X, S. 618. 
3) Staatssekretär von Iagow am 17. Aug. an Gen. Ob. von 23eseler, 
4) „Kriegserinnerungen", S. 315.
	        
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