Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Gedankenaustausch über das Friedensangebot. 
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Hoffnung auf einen Appell Wilsons nicht ungenützt vorübergehen lassen 
dürfen ... Euere Exzellenz beehre ich mich, um ... eine Äußerung darüber 
zu bitten, wie sich nach menschlicher Voraussicht die militärische Lage 
weiter entwickeln wird ..." 
Es waren die Tage, da in Rumänien am Argesul die Entscheidungs- 
schlacht bevorstand. Nach dem Siege machte der Chef der Politischen 
Abteilung des Generalstabes im Großen Hauptquartier, Oberst von Barten- 
werffer, zu der Anfrage des Kanzlers den Aktenvermerk: „S. E. (General 
Ludendorff) hat 6. 12.abends nach Einnahme von Bukarest Beantwortung 6,w* 
noch abgelehnt, will 8.12. mit Kanzler persönlich in Pleß sprechen." Das 8* 
Zögern zeigt, wie ungern die Ober st e Heeresleitung jetzt, da die 
Kriegslage sich entscheidend gebessert hatte, den Friedensschritt unternahm. 
In einer Niederschrift vom 8. Dezember für den Vortrag beim Kaiser 
erhob der Generalfeldmarschall außer den bisher vor Herausgabe des 
Friedensangebots zu erfüllenden Bedingungen: „Günstige militärische Lage 
und Verabschiedung des Hilfsdienstgesetzes", drei weitere Forderungen: 
„Die Operationen zu Lande und der U-Boot-Krieg zur See müßten 
unbeeinträchtigt weitergeführt", ferner müsse „ein Armeebefehl erlassen 
werden, der dies ausspricht". Endlich erwarte die Oberste Heeresleitung, 
daß die politische Reichsleitung damit rechne, daß sie „d e n Frieden herbei- 
führen wird, den Deutschland braucht". Die Aufzeichnung enthielt dann 
noch den Hinweis, daß die Operationen in Rumänien bis zum Sereth 
fortgesetzt werden müßten, danach sei ein „Bereithalten der Truppen gegen 
Dänemark und Holland" und „Beginn des rücksichtslosen U-Boot-Krieges 
Ende Januar" ins Auge zu fassen. Der Kaiser sollte um Zustimmung 
gebeten werden, daß „die Oberste Heeresleitung auf dieser Grundlage mit 
der politischen Reichsleitung in Verbindung tritt". Für den seitens des 
Obersten Kriegsherrn zu erlassenden Armeebefehl schlug der Generalfeld- 
Marschall folgenden Wortlaut vor: „In dem Gefühl des Sieges, den Ihr 
durch Eure Tapferkeit errungen habt, haben Ich und die Herrscher der treu 
verbündeten Staaten dem Feinde ein Friedensangebot gemacht. Ob das 
damit verbundene Ziel erreicht wird, bleibt dahingestellt. Ihr habt weiter- 
hin mit Gottes Hilfe dem Feinde standzuhalten und ihn zu schlagen." 
Der Vortrag beim Kaiser, der die endgültige Entscheidung 
über das Friedensangebot brachte, fand am 9. Dezember statt. Dazu war s. Dezemb-r. 
auch der Reichskanzler nach Pleß gekommen. Die Gesamtkriegslage erschien 
zu diesem Zeitpunkte besonders günstig'). Der Kanzler hatte im all- 
gemeinen nichts gegen die Vorschläge der Obersten Heeresleitung zu 
bemerken, doch wandte er sich gegen die Forderung: „Beginn des rück- 
') Auszeichnung des Gen. Ob. von Plessen (vgl. S. 489).
	        
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