Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

452 
O. H. L.: Unterseekrieg und Friedensangebot. 
IS.Oktober, geschränkten Form des Kreuzerkrieges nach der Prisen- 
o r d n u n g, wie er mit Erfolg bisher schon im Mittelmeer geführt wurde, 
am 15. Oktober auf allen Kriegsschauplätzen zu beginnen. Wenn von dieser 
Maßnahme auch keine kriegsentscheidende Wirkung wie vom unein- 
geschränkten Unterseekriege erwartet werden konnte, so bedeutete sie doch 
die nach Lage der Dinge zur Zeit wirksamste Art des !lnterseeboots-Cin- 
satzes. Schon in kurzer Zeit zeigten sich große Erfolge, und sie wurden ohne 
hohe Verluste — noch nicht zwei Voote im Monat — erreicht. Insgesamt 
wurden in den Monaten Oktober bis Januar rund je 300 000 Tonnen ver- 
senkt'). Weiterungen, die aber auf diplomatischem Wege ausgeglichen 
wurden, entstanden in dieser Zeit nur Ende Oktober und Anfang November 
durch die ohne Warnung erfolgten Versenkungen des amerikanischen Han¬ 
delsdampfers „Marina" und des englischen Paffagierdampfers „Arabia", 
die für feindliche Transportschiffe gehalten wurden. 
Der Admiralstab setzte sich aber auch dafür ein, daß die seit dem 
„Suffex"-Streit im Frühjahr 19162) aufgegebene warnungslose Tor¬ 
pedierung bewaffneter feindlicher Handelsschiffe wieder aufgenommen 
würde. Die Oberste Heeresleitung schloß sich dieser Forderung an. Auch 
das Auswärtige Amt stimmte zu und bereitete eine entsprechende Note an 
Amerika vor. Inzwischen aber wurde es Dezember, und andere Pläne 
standen im Vordergrund. 
2. Das Friedensangebot, 
a) Seine Entstehung. 
Reichskanzler von Bethmann Hollweg war sich klar darüber, 
daß der Beginn des uneingeschränkten Anterfeekrieges, den er selbst ver- 
meiden wollte, von der Obersten Heeresleitung gefordert werden und nicht 
mehr aufzuhalten fein werde, sobald die militärische Lage gesichert war, es 
sei denn, daß es bis 'dahin gelang, zu Friedensverhandlungen zu kommen. 
Da deren Anknüpfung über Amerika nach der Mitteilung des Grafen 
') Mit welcher Sorge man damals in England die sich erheblich steigernden 
Versenkungsziffern verfolgte, ergibt sich aus einer Beurteilung der Lage, die Lloyd 
George für die Mitte November in Paris stattfindende Konferenz der führenden 
Politiker der Alliierten entwarf. Darin heißt es: „Ohne Zweifel hat in den letzten 
paar Wochen die Zerstörung alliierter und neutraler Tonnage einen erschreckenden 
Umfang angenommen und, wenn nicht wirksame Maßnahmen getroffen werden 
können, um dem Einhalt zu tun, dürften »die Folgen für die Heere der Alliierten 
äußerst ernst sein«." (Lloyd George: „Mein Anteil am Weltkriege", S. 379 f.) 
-) Bd. X, S. 309.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.