Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Anweisung für den Botschafter in Washington. 
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Verlauf. Ob es hier aber gelingen wird, schon in diesem Jahre einen den 
Krieg beendenden Erfolg zu erringen, ist noch zweifelhaft; daher muß 
vorläufig auch mit längerer Kriegsdauer gerechnet werden. 
„Demgegenüber verspricht sich die Kaiserliche Marine durch den rück¬ 
sichtslosen Einsatz der vermehrten U-Boote angesichts der wirtschaftlichen 
Lage Englands einen schnellen Erfolg, der den Hauptfeind, England, in 
wenigen Monaten dem Friedensgedanken geneigt machen würde. Deshalb 
muß die deutsche Oberste Heeresleitung den rücksichtslosen U-Boot-Krieg 
in ihre Maßnahmen einbeziehen, unter anderem auch, um die Lage an der 
Somme-Front durch Verminderung der Munitionszufuhr zu entlasten und 
der Entente das Vergebliche ihrer Anstrengungen an dieser Stelle vor 
Augen zu führen. Schließlich können wir nicht ruhig zusehen, wie England 
in der Erkenntnis der vielen Schwierigkeiten, mit denen es zu rechnen hat, 
mit allen Mitteln die neutralen Mächte bearbeitet, um seine militärische 
und wirtschaftliche Lage zu unseren Ungunsten zu verbessern. Aus allen 
diesen Gründen müssen wir die Freiheit unserer Handlungen, die wir in der 
Note vom 4. Mai') uns vorbehielten, wiedergewinnen. 
„Die Gesamtlage würde sich aber vollständig ändern, falls Präsident 
Wilson, seinen angedeuteten Absichten folgend, den Mächten einen Friedens- 
Vermittlungsantrag macht. Dieser müsse allerdings ohne bestimmte Vor- 
schlüge territorialer Art gehalten sein, da diese Fragen Gegenstand der 
Friedensverhandlungen seien. Eine diesbezügliche Aktion müsse aber bald 
erfolgen. Wolle Wilson bis nach seiner Wahl oder bis kurz vor derselben 
warten, so würde er zu einem solchen Schritt kaum mehr Gelegenheit 
finden." 
Im übrigen schloß sich die Oberste Heeresleitung dem Vorschlage des 
Reichskanzlers an. Er ging unter Berücksichtigung der militärischerseits 
vorgeschlagenen Änderungen dem Botschafter Grafen Vernstorff zu. 
b) Die Frage der Verantwortlichkeit. 
Inzwischen war beim Reichskanzler die Ansicht entstanden, daß 
die Oberste Heeresleitung, ohne ihn nochmals zu hören, bereits über den 
Beginn des Unterseekrieges entschieden habe. Dagegen setzte er sich durch 
ein Telegramm vom 1. Oktobers zur Wehr. Er wies auf seine Verant- >. Oktober, 
wortlichkeit hin und brachte seine Bedenken nochmals klar zum Ausdruck: 
„1. Bruch mit Amerika und in der Folge amerikanische Kriegserklärung 
halte ich, wofern nicht Friedensappell Wilsons eine ganz neue Situation 
schaffen sollte, für sicher." 
») Bd. X, S. 309. 
2) Abgedruckt in Unters. Aussch. Beil. Nr. 162. 
Weltkrieg. XI. Band. 29
	        
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