Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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Maßnahmen und Absichten der Gegner im Winter 1916/17. 
Dezember, fassung des deutschen rechten Flügels zu erreichen, scheiterten trotz zahlen- 
mäßiger Überlegenheit und im Vergleich zum Gegner äußerst günstiger 
Transportlage. Ebenso erwiesen sich alle Versuche, aus dem Stellungs- 
kriege heraus zum operativen Durchbruch zu gelangen, trotz größten Kräfte- 
einsatzes als vergeblich. Man wird aber die Schuld am Mißlingen weniger 
den Führungsmaßnahmen des Generals Ioffre als vor allem den Kamps- 
Verhältnissen zuschieben müssen, die entscheidend zu ändern auch er nicht in 
der Lage war. 
Mit der Ausdehnung seines Wirkungsbereiches auch auf die aus- 
wältigen Kriegsschauplätze im Dezember 1915 wurde es General Ioffres 
Hauptziel, die Kräfte aller Alliierten nach einheitlichen Gesichtspunkten 
gegen die Mittelmächte zum Schlagen zu bringen. Mit großer Kaltblütig- 
keit, die vielleicht eine seiner hervorragendsten Eigenschaften war, wehrte er 
den deutschen Ansturm gegen Verdun ab, der seine Pläne zu durchkreuzen 
drohte. So konnte im Sommer 1916 die allgemeine Offensive gegen die 
Mittelmächte einsetzen. Sie führte ebensowenig zu dem angestrebten und 
erhofften Ergebnis wie alle früheren. Die Kämpfe an der Somme und bei 
Verdun aber brachten derartig hohe Verluste, daß das Ansehen des 
Generalissimus zu sinken begann. Als es dann nicht gelang, dem neuen 
Bundesgenossen Rumänien rechtzeitig Hilfe zu bringen, verlor man den 
Glauben an den „Sieger von der Marne". 
General Ioffre hat nichts getan, um den Angriffen im Parlament 
entgegenzutreten; es hätte seiner geraden, soldatischen Art widersprochen. 
Anbeirrt tat er weiter seine Pflicht. Selbst unermüdlich tätig, ruhig und 
bestimmt in seinen Anordnungen, war er stets gerecht und wohlwollend, 
konnte aber auch, wenn es die Lage verlangte, von rücksichtsloser Härte sein. 
Als General Ioffre zurücktrat, hinterließ er seinem Nachfolger kein 
schlechtes Erbe. Organisatorisch und operativ war die für das Jahr 1917 
geplante große Offensive gut vorbereitet. Durch ein kluges Ablösungs- 
system war erreicht, daß von Dezember 1916 ab stets eine größere Anzahl 
von Divisionen als Heeresreserve zur Verfügung standen. Umfangreiche 
Munitionsvorräte waren trotz der bis in den Dezember reichenden Kampf- 
Handlungen angesammelt. Was die Technik an modernen Kampfmitteln 
erzeugt hatte, war für die Truppen in umfassendem Maße nutzbar gemacht 
worden. Die noch kurz vorher bei der heimischen Industrie bestehenden 
Schwierigkeiten in der Material- und Munitionsherstellung waren über- 
wunden. Kaum ersetzbar aber war der französische Generalissimus in seinem 
Verhältnis zu den verbündeten Befehlshabern. Auf das in jahrelanger 
Zusammenarbeit von ihm erworbene Vertrauen konnte ein verhältnismäßig 
junger Nachfolger nicht in gleichem Maße rechnen.
	        
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