Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Rücktritt des Generals Ioffre. 
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26. Dezember sein Abschiedsgesuch ein, das am gleichen Tage unter Ver° 
leihung des Titels eines „Marschalls von Frankreich" genehmigt wurde. 
Gleichzeitig hob die Regierung die Dienststelle eines „commandant eii 
chef des armees frangaises" auf. Die oberste Kriegsleitung ging auf 
das „Comite de Guerre" über. In Verwaltungsangelegenheiten, be- 
sonders auch in der Verteilung der Kräfte und Mittel auf die einzelnen 
Kriegsschauplätze, war der Kriegsminister selbständig, in Sachen der 
Material- und Munitionsherstellung mußte er mit dem ihm gleichgeord- 
neten neuen Minister für Bewaffnung und Kriegsfabrikation zusammen- 
arbeiten. 
Würdigung des Generals Ioffre. 
Mit General Ioffre trat eine der bedeutendsten französischen 
Führerpersönlichkeiten von der Vühne des Weltkrieges ab. Bevor er 1911 
zum Chef des Generalstabes ernannt wurde, war seine Laufbahn keines- 
wegs eine außerordentliche gewesen. In der Pionierwaffe eingetreten, hatte 
er den Krieg 1870/71 mitgemacht und auch mehrfach in den Kolonien Ver- 
Wendung gefunden. Nachdem er eine Division geführt und mehrere Jahre 
Kommandierender General des II. Armeekorps in Amiens gewesen war, 
wurde er 1910 Inspekteur der Militärschulen und Sachverständiger für das 
Nachschubwesen im „conseil superieur de la guerre". Es war daher 
fast eine Überraschung, als er, 1911 58jährig, beim Rücktritt des Generals 
Michel zum Generalstabschef ernannt wurde. Damit war er der für 
den Kriegsfall vorgesehene Generalissimus des französischen Heeres. Cr 
war zunächst bemüht, offensiven Geist im Heere zu wecken. Der im Frieden 
vorbereitete Aufmarschplan gegen Deutschland (Plan XVII) war in erster 
Linie sein Werk; er hat nicht zu dem erhofften Erfolge geführt, sondern 
in den Grenzschlachten zu empfindlichen Niederlagen und zum Rückzüge. 
Gegen die Unterführer, die hierbei seiner Ansicht nach versagt hatten, schritt 
General Ioffre mit rücksichtsloser Strenge ein; zwei Armee-, zehn Korps- 
sührer und 38 Divisionskommandeure wurden durch jüngere Kräfte ersetzt. 
Daß General Ioffre dann aus dem Rückzug heraus die französischen 
Armeen wieder zum Frontmachen und zum Angriff brachte und die eng- 
lische Armee zu gleichem Handeln veranlaßte, ist als willensstarke Tat an- 
zuerkennen. War der die Marne-Schlacht auslösende Vorschlag des 
Flankenstoßes aus Paris heraus wohl auch zum größeren Teil dem Kopfe 
des Generals Galliern entsprungen, so lag die Ausführung und die 
Leitung der Schlacht doch von Beginn ab fest in der Hand des Generals 
Ioffre. Das „Wunder an der Marne" aber, das seinen Feldherrnruhm in 
erster Linie begründete, wäre ihm ohne den freiwilligen deutschen Rückzug 
nicht zuteil geworden. Seine weiteren Bemühungen, eine wirksame Um-
	        
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