Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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Die neue Oberste Heeresleitung. 
A«f-ng Bulgarien ging aber zunächst nur zögernd an sie heran. Dabei sprach mit, 
September. ^ {,jnfer Rumänien Rußland stand, gegen das zu kämpfen Zar Ferdinand 
bei dem immer noch erheblichen Einfluß der Russenfreunde im Lande am 
liebsten vermieden hätte. Zum mindesten wollte er nicht selbst den Krieg 
mit Rumänien herbeiführen; die Feindseligkeiten sollten von rumänischer 
Seite ausgehen. So hat er als letzter an Rumänien den Krieg erklärt 
und wenige Tage darauf durch den Militärattache Oberst von Massow 
dringend deutsche Verstärkungen erbeten unter dem warnenden Hinweis: 
das bulgarische Heer dürfe bei längerer Kriegsdauer nicht sich selbst über- 
lassen werden. Erst der Sieg von Tutrakan') hob die Zuversicht. Räch 
einem mehrtägigen Besuch in Pleß reiste der Zar am 13. September sehr 
befriedigt ab. 
Das türkische Feldheer zählte etwa 1 090000 Mann; es war 
auf weiteste Räume verteilt. Zur Zeit bestand seine Aufgabe in erster 
Linie in der Entlastung der Hauptkampffronten durch Bindung feindlicher 
Kräfte. Die Oberste Heeresleitung nahm Anfang September an, daß die 
Türken mindestens 200 000 Engländer (130 000 in Ägypten, 50 im 
Irak) und 300 000 Russen (250 000 in Armenien, 50 000 in Persien) vor 
sich hätten^). Demgegenüber standen insgesamt nur 6000 Deutsche, davon 
allerdings 630 Offiziere, und eine noch geringere Zahl von Österreichern und 
Ungarn in der Türkei. 
Äber die Aufgabe der Bindung feindlicher Kräfte hinaus hatte der Vize- 
Generalissimus Enver Pascha von jeher das dringende Bedürfnis empfun- 
den, beim Kampfe an den europäischen Fronten mitzuwirken, an denen — 
wie er mit Recht annahm — auch das Schicksal der Türkei entschieden 
werde. Unmittelbarer Schutz der eigenen Grenzen war bei der schwierigen 
Verkehrslage ohnehin nur mit beschränkten Kräften möglich, und der Gegner 
war, wenn er auch bereits türkischen Boden betreten hatte, überall noch so 
weit von den Kraftzentren des Reiches entfernt, daß einstweilen keine 
unmittelbare Gefahr bestand. So hatte Enver Pascha schon 26 000 Mann 
für den Kampf in Galizien abgegeben und weitere Kräfte gegen Rumänien 
und Saloniki in Aussicht gestellt. Als er am 11. September zusammen mit 
dem deutschen Militärbevollmächtigten, Generalmajor von Lossow, in Pleß 
weilte, stand die Beteiligung am Kriege gegen Rumänien im Vordergrunde 
der Erörterung. Er betonte wie stets: „Die Entscheidung des ganzen Krieges 
6.204. 
2) Vortragsnotizen des Obstlts. Ritter Merh von Quirnheim, Chef der Oper. 
Abtlg. B (Balkan und Orient), vom 6. Sept. 1916. Die Zahl der Russen wurde dabei 
um mindestens 50 000 Mann überschätzt.
	        
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