Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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Maßnahmen und Absichten der Gegner im Winter 1916/17. 
Wechsel der Kriegsleitungin England und 
Frankreich. 
November und Inzwischen hatte sich in weiten Kreisen der Bevölkerung Englands 
Dezember. Frankreichs Enttäuschung über die geringen Ergebnisse der Operationen 
des Jahres 1916 zu zeigen begonnen. Sie führten zu innerpolitischen 
Schwierigkeiten und weiterhin zu Änderungen in den obersten militärischen 
Stellen. 
In England, dessen Bevölkerung bisher am wenigsten unter den 
Lasten des Krieges gelitten hatte, machten sich die wachsenden Schiffs- 
Verluste durch Versenkung') fühlbar. Bei Fortdauer oder Steigerung dieser 
Versenkungen konnten ernste Schwierigkeiten entstehen. Schwer lasteten 
daneben die hohen, an der Somme erlittenen Verluste auf der Bevölkerung. 
Man begann am Enderfolg im Westen zu zweifeln. Es tauchten auch 
Stimmen auf, die für rechtzeitigen Friedensschluß eintraten. Während der 
Chef des Reichsgeneralstabes, General Robertson, und der Oberbefehls¬ 
haber in Frankreich, General Haig, immer wieder betonten, daß nur im 
Westen die Entscheidung fallen könne, und daß hier der letzte Mann 
einzusetzen sei, war Kriegsminister Lloyd George, der Nachfolger Lord 
Kitcheners, anderer Ansicht. Cr fürchtete, daß England durch die hohen 
Verluste im Westen allmählich selbst zermürbt würde, und verurteilte die 
bisherige Führung der Operationen, die zu völligem Niederbruch Serbiens 
und Rumäniens und zur Schwächung Rußlands geführt hätten. Cr sah 
im Osten und auf dem Balkan die schwachen Punkte der Mittelmächte, die 
seiner Ansicht nach besier ausgenutzt werden mußten. Da auch andere 
Kabinettsmitglieder mit der bisherigen politischen und militärischen Leitung 
nicht zufrieden waren, kam es zum Sturze des Kabinetts Asquith. Ihm 
folgte am 4. Dezember das Kabinett Lloyd George, bestehend aus Ver- 
tretern der drei größten Parteien. Premierminister Lloyd George schuf 
ein engeres „Kriegskabinett", das aüs ihm selbst und dem Kriegsminister 
Lord Derby, später Lord Milner, und drei weiteren Ministern bestand und 
unter zeitweiser Zuziehung des Ministers des Auswärtigen alle Fragen 
der Kriegführung beraten sollte. Damit lag von jetzt ab die verantwortliche 
Leitung der Gesamtkriegführung in der Hand dieser Männer. 
In Frankreich waren es neben den hohen Verlusten Wirtschaft- 
liche Sorgen, die die Bevölkerung beunruhigten. Die Preise für Lebens- 
mittel lagen durchschnittlich um 40 v. H. über denen von 1914, Gehälter 
und Löhne waren nur wenig gestiegen. Einzelne wichtige Lebensmittel 
') Nach Lloyd George's „War Memoirs", 23d. II, ©.848, betrugen die Verluste 
im Jahre 1916 allein durch Versenkung: im Juni 11, im Juli 21, im August 22, im 
September 34, im Oktober 41, im November 42 Schiffe.
	        
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