Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Verlust des Kajmakcalan. Heeresgruppe Otto von Velow. 
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bisher Oberbefehlshaber der 8. Armee, mit Generalleutnant von Böckmann 
als Generalstabschef einzusetzen; es wurde der bulgarischen Heeresleitung 
unterstellt. Nach Übernahme des Befehls am 12.Oktober beurteilte General ,2*Wä 
von Velow die Lage wie folgt: Die Gruppierung des Feindes lasse den 18'OWo>er* 
Hauptstoß beiderseits der Bahn Florina—Monastir und vom Nordufer 
des vorspringenden Cerna-Vogens aus erwarten. Die Gefechtskraft der 
11. Armee reiche zur Abwehr nicht aus. An Verstärkungen könnten ihr nur 
noch zwei Bataillone der 101. Infanterie-Division und drei deutsche Ge- 
birgs-Maschinengewehrabteilungen zugeführt werden. Bei der bulgarischen 
I.Armee erscheine trotz der dort zu erwartenden feindlichen Teilangriffe 
die Lage unbedenklich. Das gleiche sei bei der bulgarischen 2.Armee der 
Fall, der als Verstärkung jetzt die türkische 50. Division zurollte; doch 
müsse diese Armee trotz ihrer von Natur starken Stellungen an der Struma 
mit englischen Angriffen rechnen, die aber wohl nur demonstrativen Cha- 
rakter haben würden. Am feindlichen Landungen im Rücken der Armee 
zu begegnen, beabsichtige die bulgarische Heeresleitung, eine Minensperre 
an der Küste von Ostmazedonien auszulegen. In der rechten Flanke der 
Heeresgruppe bemühe sich ein italienisches Expeditionskorps'), Besitz von 
Südalbanien zu ergreifen; es verfolge aber scheinbar nur politische Ziele. 
Sein Vorgehen gegen die 11. Armee sei schon mit Rücksicht auf die Ge- 
ländeschwierigkeiten unwahrscheinlich. Auch halte das ö.°u. XIX. Korps 
eine Gebirgs-Brigade bei Clbasan bereit, die erforderlichenfalls gegen die 
Italiener vorstoßen könne. Immerhin solle der zwischen Ochrida- und 
Prespa-See stehende Flankenschutz verstärkt werden. 
An den folgenden Tagen setzte der Gegner seine Angriffe fort, die im 
allgemein abgewiesen werden konnten. Kritische Stunden brachten der 
18. und 19. Oktober, als es dem Feinde gelang, durch tiefe Einbrüche die 
bulgarische Front im Cerna-Bogen zu erschüttern. Erst durch Eingreifen der 
neu zugeführten deutschen Truppen konnte die Lage einigermaßen wieder- 
hergestellt werden. Dann flaute die Kampftätigkeit ab. Doch schoben sich 
gegen den linken Flügel der bulgarischen Armee die Engländer nord¬ 
westlich des Tachinos-Sees über die Struma vor. 
Die Vulgaren hatten sich mit der Mitteilung des Generalfeldmarschalls 
vonHindenburg abgefunden, daß die mazedonische Front mit geringen 
Kräften auskommen müsse, bis Rumänien niedergeworfen sei. Wenn das 
erreicht sei — so hatte dann Ministerpräsident Radoslawow am 14. Oktober 
voller Zuversicht geantwortet —, wäre das Balkanproblem so gut wie gelöst; 
„dann werden die bulgarischen Truppen Sarrail leicht erledigen können". 
*) Ende Oktober befanden sich bei Saloniki eineinhalb, in Albanien verteilt etwa 
zwei italienische Divisionen (XVI. Korps).
	        
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