Endgültiger Entschluß zum Durchbruch im Szurduk-Gebiet.
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Exzellenz verantwortlicher Beurteilung" — drahtete es in der Nacht zum
30. Oktober an General von Falkenhayn — „muß es in erster Linie über-
lassen werden, zu erkennen, ob angesichts des schweren Rückschlages der
Gmppe Kneußl und der im heutigen Abendbericht geschilderten Nachschub-
schwierigkeiten der Einsatz der Verstärkungs-Divisionen an anderer Stelle
aussichtsreicher erscheint, und in diesem Falle die Genehmigung zum Ein-
satz in der neuen Richtung durch das Heeresgruppenkommando bei der
Obersten Heeresleitung nachzusuchen. Zu Euerer Exzellenz persönlicher
Orientierung diene, daß der Generalfeldmarschall von Mackensen beab-
fichtigt, am 7.') aus Gegend von Velene (bei Svistov) über die Donau
zu gehen."
General von Falkenhayn blieb bei seinem Entschluß und er-
widerte: „An Absicht wird festgehalten. Kämpfe im Gebirge unter ge-
gebenen Verhältnissen sind überall schwer. Es ist in keiner Weise zu über-
sehen, ob sich Lage an irgendeiner anderen Stelle bis zu dem Zeitpunkt des
Eingreifens der neuen Divisionen so gestalten wird, daß diese dort über-
Haupt mit Vorteil eingesetzt oder wirksamer werden könnten als im Szurduk-
Gebiet... Offensive Kneußl hat jedenfalls bewiesen, daß Gebirge an dieser
Stelle in einem Tagemarsch zu durchschreiten ist, und daß die Verbindungen
über dasselbe westlich des Szurduk bei normalem Wetter brauchbar sind.
Daß der Feind seine Szurduk-Gruppe verstärken wird, ist nicht anzu-
nehmen, um so weniger, wenn er Absichten der Heeresgruppe Mackensen
erfährt." Damit erst hatte sich General von Falkenhayn mit der seit dem
12. Oktober unentwegt vertretenen Auffassung, die Öffnung der Gebirgs-
Übergänge habe vom Szurduk-Paß her zu erfolgen, endgültig durchgesetzt.
Das Heeresfrontkommando gab den über den Oitoz-Paß
geplanten Angriff auf, da offensive Flankendeckung des linken Flügels
der 9. Armee durch Vorstoß auf Ocna jetzt nicht mehr dringlich erscheine.
Die Truppen der Gruppe Kühne, künftig unter Generalleutnant Freiherr
von Stein, Kommandeur der 8. bayerischen Reserve-Division^), wurden
wieder der ö. - u. 1. Armee unterstellt, die das ö.-u. XI. Korps inzwischen
an die ö.-u. 7. Armee zurückgegeben hatte. Diese Armee richtete sich wieder
auf Abwehr ein.
Da der Heeresfront jetzt an Reserven nur noch die 10. bayerische
Infanterie-Division und das Kavalleriekorps des Feldmarschalleutnants
Brudermann (ö.-u. 3. und 10. Kavallerie-Division) zur Verfügung standen,
beantragte Generaloberst von Conrad deutsche Verstärkungen; das Ab-
ziehen russischer Verbände aus der Gegend nördlich des Pripjet werde viel-
i) S. 259. Der Zeitpunkt wurde dann wieder hinausgeschoben.
') Gen. Kühne (Gen. Kdo. z. b. 33.54) erhielt die Gruppe am Szurduk-Paß (S. 263).
Weltkrieg. XI. Band. 17