Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Erste Maßnahmen: Lage und Ausgabe. 
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„Nicht die Oberste Heeresleitung, sondern der Feind und der Daseins- 
kämpf des deutschen Volkes stellten die Regierung vor die Frage, ob sie 
imstande und willens sei, nun endlich die Kräfte des deutschen Volkes zu 
kriegerischer Arbeit zusammenzufassen, auf den Sieggedanken einzustellen 
und mit der Obersten Heeresleitung gemeinsam den Sieg zu erringen, oder 
ob sie, in Schwäche, Weltfremdheit und pazifistischem, später auch defai- 
tistischem Denken befangen, das deutsche Volk in den Untergang taumeln 
lassen wolle." 
Eine Fülle der verschiedenartigsten Fragen drängte sich auf. Fast alle 
erheischten schnelle Entscheidung. Die hauptsächlichste und brennendste war, 
wie der Krieg gegen Rumänien zu führen sei bei gleich- 
zeitigem Standhalten an allen bisherigen Fronten. Im Westen tobte der 
Kampf bei Verdun, und erst recht an der Somme, mit unverminderter 
Kraft weiter. Im O st e n war die Vrussilow-Offensive noch keineswegs 
abgeschlossen; ob der österreichisch-ungarische Bundesgenosse ihr auf die 
Dauer gewachsen sein würde, schien fraglich; jedenfalls bedurfte er nach 
wie vor starker deutscher Unterstützung. Im Süden standen die Italiener 
am Isonzo angriffsbereit, im S ü d o st e n hielt sich General Sarrail bei 
Saloniki. Bei derart überall drohender Gefahr trat die ebenfalls 
unbefriedigende Lage an den türkischen Fronten in den Hinter- 
grund. Neuer allgemeiner Ansturm sämtlicher Gegner war zugleich mit 
Rumäniens Angriff zu erwarten. Wie ungeheuer ernst die Gesamtlage be- 
urteilt wurde, ergibt sich aus einer Aufzeichnung vom 31. August, als über 
Wiederaufnahme des uneingeschränkten Unterseekrieges') beraten wurde. 
Der Generalfeldmarschall sagte damals^): „Die Zukunft ist dunkler als je" — 
und General Ludendorff äußerte: „Wir wissen nicht, was aus Österreich 
und Rumänien wird. Südlich der Karpaten sind die Rumänen im Vor- 
marsch. Die Rumänen sind schlechte Soldaten^). ... Wir haben alles in 
Marsch gesetzt, was die schlechten Bahnverbindungen leisten können. Was 
jetzt an Ort und Stelle gebracht wird, wird kaum genügen, um Rumänien 
aufzuhalten. Der letzte Mann, der aus Ost und West frei zu machen ist, 
muß gegen Rumänien gesandt werden. Wenn es möglich ist, daß Holland 
und Dänemark gegen uns gehen" — was der Reichskanzler bei Wieder- 
ausnähme des uneingeschränkten Unterseekrieges als so gut wie sicher in 
*) S. 442. 
') Protokoll abgedruckt in den „Beilagen zu den Stenographischen Berichten 
über die öffentlichen Verhandlungen des Untersuchungsausschusses". 2. Unterausschuß. 
Aktenstücke zur Friedensaktion Wilsons 1916/17. Teil IV. S. 170 ff. 
3) Hiermit soll — wie in allen ähnlichen Fällen — nur die damals Herr- 
schende Ausfassung wiedergegeben werden. 
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