Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Betrachtungen zum 24. Oktober und 15. Dezember. 
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rung; zuletzt noch war in den Vorträgen vor dem Kaiser am 17. Oktober, also 
eine Woche vor dem ersten französischen Angriff, auf sie hingewiesen worden. 
Die Zahl der vor Verdun verfügbaren Bataillone und Geschütze 
konnte für erfolgreiche Verteidigung genügen. Wenn beide französischen 
Angriffe trotzdem zu schweren deutschen Niederlagen geführt haben, so 
dürfen die Hauptgründe einerseits in dem taktisch überaus geschickten und 
teilweise neuartigen Verfahren des Gegners und dem durch örtliche und 
Witterungsverhältnisse begünstigten Gelingen einer gewisien Überraschung, 
andererseits aber in der allgemeinen deutschen Knappheit an Menschen und 
Material und dem Sinken der körperlichen und seelischen Widerstandskraft 
des deutschen Soldaten gesucht werden. 
Beim Material handelte es sich vor allem um die Knappheit an 
Munition, die sich in den Wochen vor den Angriffen in Herabsetzung 
der Tagesraten aussprach, in zeitweiser Sperrung des Schießbedarfs für 
Mörser und Feldkanonen sowie in zahlreichen Hinweisen hoher Dienst- 
stellen auf Haushalten mit der Munition. Darunter litt die Bekämpfung 
besonders der feindlichen Artillerie. Diese aber konnte mit reichlicher 
Munition fast unbeschossen und in voller Ruhe ihre Schießaufträge erfüllen, 
nicht nur planmäßig deutsche Batterien bekämpfen, sondern vor allem auch 
ausreichenden Ausbau der Stellungen verhindern, während dieser auf fran- 
zöfischer Seite gerade unter dem Schutze der Artillerie rascher vorwärts- 
schritt. Andere Mängel, wie ausgeschossene Rohre, dadurch vergrößerte 
Streuung und entsprechend zahlreiche Kurzschüsse der deutschen Artillerie 
sind wohl ebenfalls als Auswirkungen der Materialknappheit anzusprechen, 
traten aber an Bedeutung gegenüber der Munitionsbeschränkung zurück. 
Um nicht die eigene Infanterie zu gefährden, mußten manche Batterien ihr 
Sperrfeuer weiter feindwärts legen, als erwünscht war. Das kam der 
französischen Infanterie zugute, die dieses Feuer vielerorts schon mit der 
Bereitstellung unterlief, so daß es unwirksam wurde. Zur Materialknapp- 
heit muß weiter vor allem die deutsche Anterlegenheit an Fliegern, Flug- 
abwehr und Fesselballonen gerechnet werden; sie gewann trotz der zu dieser 
Jahreszeit ungünstigen Wetterlage vielfach erhebliche Bedeutung, besonders 
auch für die Stimmung der Kampftruppen. Aber auch der Mangel an 
Arbeitskräften spielte eine wichtige Rolle. Langsames Fortschreiten der 
Straßen- und Unterkunftsbauten im nahen Hintergelände führte dazu, daß 
durch Vergrößerung der Marschanforderungen und mangelhafte Ruhe die 
Kräfte der Truppen über die Maßen in Anspruch genommen wurden. So 
waren die Kampfbedingungen durchaus ungleich. 
Am 24. Oktober wie am 15. Dezember fah man den Angriff kommen. 
Er wurde angenommen im Vertrauen auf die Widerstandskraft der, wie
	        
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