Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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Die Kämpfe an der Westfront. — Verdun. 
I«. Oktober, schon so geschwächt, daß sie durch ein Regiment der Gruppe Frantzvis 
verstärkt werden mußte. Vei ihr lägen besonders schwierige Verhältnisse 
vor. Ihre Stellungen seien erst im Sommer aus dem Angriff entstanden 
und entbehrten daher vielfach noch des notwendigen Ausbaus; sie bedürften 
infolgedessen stärkerer Besetzung, zumal mehreren Abschnitten besondere 
taktische Bedeutung zukomme, weil ihr Verlust den Besitz des ganzen gegen- 
wärtigen ersten Stellungssystems in Frage stelle. Neuerliche Schwächung 
der Gruppe um eine Division begegne demnach ernsten Bedenken. Vollends 
unmöglich sei es, die Gmppe Lochow um eine weitere Division zu schwächen. 
Zur Begründung bediente sich das Heeresgruppenkommando der Argumente 
des Generals von Lochow in seiner Eingabe vom 4. Oktober und wies noch 
darauf hin, daß für den Gegner, besonders auf dem Ostufer der Maas, 
insofern günstigere Verhältnisse vorlägen, als er nahe hinter seiner Stellung 
die Hohlräume der ständigen Befestigungen habe und über wesentlich mehr 
Munition verfüge. 
17. Oktober. Am folgenden Tage, dem 17. Oktober, ließ sich der Kaiser vom 
Heeresgruppenkommando und von General von Lochow in dessen Haupt¬ 
quartier in Pierrepont Vortrag über die Lage vor Verdun 
halten. Seit der Einstellung der deutschen Offensive Anfang September, 
so führte dabei General von Lüttwitz aus, habe sich auch die Kampf- 
tätigkeit des Gegners infolge Abgabe von Divisionen und Artillerie an 
die Somme zusehends verringert. In der eigenen Front stünden trotz 
erheblicher Schwächung der 5. Armee zugunsten der Heeresgruppe Kron¬ 
prinz Rupprecht und anderer Kriegsschauplätze immer noch etwas stär- 
kere Kräfte als auf feiten des Feindes; das werde jedoch mehr als 
ausgeglichen durch die dreimal so starken Reserven des Gegners, seinen 
ungleich größeren Munitionseinsatz und vor allem seine günstigeren Kamps- 
bedingungen. Weiterer Austausch eigener gegen von der Somme kommende 
Divisionen sei vorgesehen, weitere Abgaben in nennenswertem Umfange 
würden indessen bedenklich sein, solange der Gegner sich nicht noch mehr 
schwäche, zumal der innere Wert unserer Truppen durch viele Reu- 
formationen, Einstellung von Landsturm und nur Garnisondienstfähigen 
sowie weiteres Sinken der Qualität der jüngeren Offiziere herabgemindert 
sei. Wenn bei den Franzosen auch ähnliche Verhältnisse vorlägen, so 
könnten sie ihre abgekämpften Divisionen doch meist für längere Zeit 
zurückziehen und hierbei die Ausbildung fördern, was deutscherseits nur 
selten möglich wäre. — Größere feindliche Angriffe auf breiter Front 
seien, solange die Somme-Schlacht anhalte, nicht zu erwarten, örtlich 
begrenzte, besonders bei der Gruppe Lochow, nicht ausgeschlossen. Bei 
Abflauen der Somme-Schlacht müsse jedoch mit überraschendem Angriff
	        
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