Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Betrachtungen: Infanterie und Pioniere. 
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Kampf zu führen, ein Verfahren, dem die höhere Führung entgegenzuwirken 
bemüht war, da es jede Leitung in der vordersten Linie unmöglich zu 
machen drohte. Größte Schwierigkeiten bereitete es, die in der Kampfzone 
liegende Infanterie gefechtsfähig zu erhalten, da der Nachschub dorthin 
stockte. Er gestaltete sich erst dann befriedigend, als man dazu überging, 
ihn durch besonders hierzu bestimmte, unter dem Befehl von Offizieren 
stehende Abteilungen der Truppe selbst durchführen zu lassen. Auch dann 
freilich erwies es sich nur in einzelnen Fällen als möglich, die Infanterie 
einer Division länger als vierzehn Tage in einem stark dem Feuer und 
den Angriffen des Gegners ausgesetzten Abschnitte der Front zu belassen. 
Der fchon seit Ende Juli sich meist im Trichterfelde abspielende Kampf 
der vorderen Linie und die allmählich immer tiefer werdende Gliederung der 
infanteristischen Streitkräfte stellte an die Kampfgruppen bis hinab zum 
einzelnen Manne erhöhte Anforderungen, denen voll zu genügen nur eine 
lange und sorgfältig ausgebildete Truppe imstande gewesen wäre. Um so 
ungünstiger mußte es sich auswirken, daß dauernde schwere Verluste, vor 
allem der Ausfall zahlreicher tüchtiger Unterführer, die Leistungsfähigkeit 
der deutschen Infanterie erheblich herabdrückten. Der jetzt, nach zwei Kriegs- 
jähren, aus der Heimat eintreffende Ersatz bestand hauptsächlich aus 
Rekruten, die nur ungenügend für den Kampf vorgeübt waren. Ihre kriegs- 
mäßige Ausbildung bei den Feldrekrutendepots der Divisionen dauerte 
infolge des dringenden Crsatzbedarss der Truppe zu kurze Zeit, um ein der 
Friedensausbildung annähernd gleichwertiges Ergebnis zu ermöglichen. 
Sehr wertvoll waren unter diesen Verhältnisien die sich allmählich ent- 
wickelnden besonderen Sturmformationen (Bataillone bei den Armeen, Ab- 
teilungen bei den Divisionen), die, aus ausgewählten Freiwilligen zusammen- 
gesetzt, zur Lösung schwieriger Gefechtsaufgaben herangezogen, sonst auch 
als Lehrtruppe verwendet wurden. 
Völlig unerwartet trat an der Somme als neuartiges Kampfmittel der 
Gegner der geländegängige, gepanzerte Kraftwagen oder „T a n k" auf. Er 
war aus dem Gedanken entwickelt, daß die Infanterie zum raschen Nieder- 
kämpfen des Widerstandes die Begleitung durch gepanzerte Feuerkraft 
nicht entbehren könne. Bei seinem ersten Auftreten konnte er beachtenswerte 
Erfolge erzielen. Indessen lernte die deutsche Truppe bald, die verwund- 
baren Teile zu erkennen und ihnen zu Leibe zu gehen. Niedrige Ge- 
schwindigkeit, geringe Zahl und große Zielfläche der damaligen Tanks machte 
sie zu einer verhältnismäßig leichten Beute der Artillerie, die ihnen schon 
nach kurzer Zeit besondere Abwehrgeschütze entgegenstellte. 
Solange die deutsche Artillerie dem Angreifer an Geschützen, 
Munition und Beobachtungsmitteln aus der Luft stark unterlegen war, sah 
Weltkrieg. XI. Band. 8
	        
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