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Die Kämpfe an der Westfront. — Somme.
11 • bis lief) sieben Züge') für Feldartillerie, vier für schwere Feldhaubitzen und
20. Oktober. s(jr Mörser zugeführt. Daß die Oberste Heeresleitung der Heeres-
gruppe freies Verfügungsrecht über die Munitionsreserven in ihrem Be-
reiche gab, erleichterte zudem die Versorgung der Front. Die Vorherrschaft
der Gegner in der Luft schien im wesentlichen gebrochen, obwohl sie gegen-
über den 320 Flugzeugen der 1. und 188 Flugzeugen der 2. Armee an Zahl
noch um mehr als doppelt so stark eingeschätzt wurden. Den 45 deutschen
Fesselballonen stand etwa die gleiche Anzahl feindlicher gegenüber.
Die einlaufenden Nachrichten deuteten darauf hin, daß die nächsten
Großangriffe sich auch gegen die deutsche Stellung nördlich der Anere etwa
bis in die Gegend von Gommecourt richten würden. „Der Schwerpunkt
des Kampfes" — hatte es in einer Meldung der Heeresgruppe vom
18. Oktober wiederum geheißen — „liegt nördlich der Somme bei der
1. Armee. Hier muß in erster Linie geholfen werden. Die 2. Armee muß
mit Rücksicht auf die verfügbaren Kräfte hiergegen zurückstehen. Weitere
Geländeverluste müßten südlich der Somme in Kauf genommen werden.
Es ist dies jedoch nicht erwünscht und daher auch bei der 2. Armee Besserung
der Verhältnisse zu erstreben, soweit dies ohne Benachteiligung der
1. Armee möglich ist." Cs war die allgemeine Ansicht, daß die Gegner den
Kampf noch lange fortzusetzen in der Lage wären, insbesondere auch des-
halb, weil ihre verbrauchten Divisionen vor Wiedereinsatz an der Somme
gehörig aufgefrischt und ausgebildet werden konnten.
Anter diesem Eindrucke unterstellte die ObersteHeeresleitung
der Heeresgruppe die 212. und die soeben eingetroffene 221. Infanterie-
Division fowie das XV. Armeekorps und führte auch die 58. (sächsische)
Infanterie-Division und das Garde-Reservekorps zur Somme-Front heran.
Weiterhin kündigte sie das baldige Eintreffen der nächsten Ablösungswelle^)
aus dem Bereiche der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz an.
Nach diesem Kräftezuwachs konnte die Heeresgruppe der stark
mitgenommenen I.Armee im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit eines
baldigen Angriffes nördlich der Ancre die 38. und 12. Infanterie- sowie
die 23. (sächsische) Reserve-Division und die fünf schweren Batterien der
Heeresartillerie-Reserve') zur Verfügung stellen.
Die französische Ober st e Führung hatte bereits Ende
September den Eindruck gewonnen, daß die Wucht der Angriffe der eng-
lischen 4. Armee nachlasse. In den ersten Oktobertagen glaubte sie, dies
-) S. 79, Anm. 1.
-) 4. I. D., 14. I. D., 21.R. D., 111. I. D., 22. R. D,, 32. (sächs.) I. D.
-) 6.86.