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Die Westfront bis zum Sommer 1916. — Verdun.
22. Februar, des Waldes, bis zur Straße Azannes—Louvemont, hatte Flankenfeuer aus
dem Herbebois sogar schon das Vordringen über die zweite feindliche Linie
hinaus verhindert. Vei der 6. Infanterie-Division gerieten die aus der
Kap-Stellung antretenden Staffeln beim Verlassen des ehemals ersten seind-
lichen Grabens überall in wirksames Feuer aus einer ebenfalls nicht
erkannten, stark überhöhenden Vlockhauslinie. In mühsamem Ringen kam
die rechte Hälfte schließlich bis dicht an den zweiten feindlichen Graben,
konnte aber nur am äußersten rechten Flügel ein ganz kleines Stück von
ihm nehmen. Der linke Flügel kam überhaupt nicht mehr vorwärts. Der
infolge des ungestümen Vorwärtsdrängens der 6. Infanterie-Division bisher
in den Hintergrund getretene Befehl des Oberkommandos, das Herbebois
durch Einschwenken der hinteren Staffeln nach der linken Flanke zu säubern'),
gewann wieder Bedeutung.
Alles in allem waren sechs Divisionen auf zehn Kilometer breiter
Front etwa zwei Kilometer vorwärts gekommen. An den weitgesteckten
Zielen des III. Armeekorps gemessen, bedeutete das Angriffsergebnis seines
linken Flügels eine starke Enttäuschung. Die Gesamtbeute war auf
3000 Mann gestiegen, dazu einige Geschütze. Die eigenen Verluste beliefen
sich auf ebenfalls rund 3000 Mann.
Nachdem am Tage strahlender Sonnenschein im Walde das Einhalten
der Angriffsrichtung nach Süden erleichtert hatte, vereitelte am Abend ein-
setzender, mit leichtem Schneefall verbundener, schneidender Frost jeden
Versuch, sich einzugraben.
Absichten und Befehle für den 23. Februar (Skizze 4).
Gefangenenaussagen ergänzten das Bild vom Feinde: Westlich
der Maas war schon seit dem 13. Februar die 67. Division eingesetzt. Vor
dem deutschen XVIII. und III. Armeekorps war die 51. Division in die
72. eingeschoben worden. Vei Samogneux hatte ein Regiment der
14. Division des VII. Korps geschanzt. Auf der Höhe 344 östlich des Ortes
befand sich eine feste Stellung, dahinter standen zwei neue Batterien. Auch
bei Louvemont und der Chambrettes-Ferme waren sieben Batterien des 75-
bis 125 inin-Kalibers neu in Stellung gegangen. Aus der Stadt Verdun
und dem Räume nördlich davon waren Lazarette und Rekrutendepots sowie
die Bevölkerung abgeschoben worden. Andererseits hatte die deutsche Luft-
aufklärung nirgends auffallenden Verkehr auf den rückwärtigen Verbindungen
der Festung ergeben.
Nach den von General Schmidt von Knobelsdorf abends durch Fern-
spreche? übermittelten Weisungen für den 23. Februar sollte
-) S.es.