Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

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Die Westfront bis zum Sommer 1916. — 
Verdun. 
12. Februar. „Nach langer Zeit zäher Abwehr ruft uns der Befehl Seiner Majestät 
des Kaisers und Königs zum Angriff! Seien wir von dem Bewußtsein 
durchdrungen, daß das Vaterland Großes von uns erwartet! Es gilt 
unseren Feinden zu zeigen, daß der eiserne Wille zum Siege in Deutsch- 
lands Söhnen lebendig geblieben ist, und daß das deutsche Heer, wo es 
zum Angriff schreitet, jeden Widerstand überwindet! In fester Zuversicht, 
daß jeder an seiner Stelle sein Höchstes daransetzen wird, gebe ich den 
Befehl zum Angriff!" 
Bereits an den Vortagen hatte die Wetterlage in wachsendem 
Maße zu Bedenken Anlaß gegeben. Trotzdem standen am Morgen des 
12. Februar die Angriffstruppen in den vordersten Gräben bereit. Die 
Artillerie, deren Aufmarsch und Munitionierung planmäßig durchgeführt 
war, hatte mit der Mehrzahl ihrer Batterien das Cinfchießen vollendet. 
Indessen erwies sich das Wetter, das durch Regenstürme und den über dem 
Angriffsfelde lagernden Dunst jede weite Sicht unmöglich machte, als so 
schlecht, daß das Armee-Oberkommando nach Anhörung des Generals der 
Fußartillerie sich um 10' vormittags schweren Herzens dazu entschloß, den 
Feuerbeginn um einen Tag hinauszuschieben, da die Wirkung, besonders 
der schweren Artillerie, auf der das Angriffsverfahren beruhte, nicht gewähr- 
13. &i« leistet werden konnte. Aber am 13. Februar und in den folgenden Tagen 
2». Februar, das Wetter nicht besser. So wiederholten sich die Verschiebungen. 
Die Wartezeit diente der Vervollständigung der Angriffsvorberei- 
tungen. Das V. Reservekorps konnte, soweit seine Truppen durch andere 
abgelöst waren, planmäßig zwischen dem III. und dem XV. Armeekorps 
aufmarschieren. Seine Artillerie mußte allerdings bis nach Angriffsbeginn 
in ihren Stellungen bleiben, um durch Erledigung der bisher üblichen 
Schießaufgaben den Feind zu täuschen. Es wuchs aber mit jedem Tage die 
Gefahr, daß die Angriffstruppen in ihrer engen und dürftigen Unterkunft 
an Gesundheit und Angriffsschwung einbüßten, und daß der Feind die 
Angriffsabsicht erkannte und Gegenmaßnahmen traf. Die Vernehmung 
eines am 15. Februar nördlich des Herbebois eingebrachten Gefangenen 
ließ vermuten, daß die französische 51. Division von Bar le Duc her bereits 
herangezogen worden sei. Auch hätten die Franzosen das Schneiden von 
Sturmgassen durch die deutschen Drahthindernisse am Vorabend des 
12. Februar bemerkt und schienen seitdem mit einem örtlichen deutschen 
Angriff zu rechnen. General Coutanceau sollte seit etwa zwei Wochen nicht 
mehr Gouverneur von Verdun sein; sein Nachfolger war nicht bekannt. 
Beaumont und Louvemont sowie den Pfeffer-Rücken bezeichnete der 
Gefangene als besonders stark zur Verteidigung ausgebaut. Ganz ahnungs- 
los war also der Feind nicht mehr, und jeder Tag konnte ihm weitere Klar-
	        
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