Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

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Der Rücktritt des Generals von Falkenhayn. 
einstimmung der Ansichten bestätigte. Mittags fand dann — ob in Gegen¬ 
wart des Generals von Falkenhayn, ist fraglich — eine Besprechung des 
Deutschen Kaisers mit Feldmarschall Erzherzog Friedrich statt, über die 
Näheres nicht bekannt ist. Eine Aussprache zwischen den beiden General- 
stabschess tags darauf führte zu keinem Ergebnis. Am 25. August holte 
Erzherzog Friedrich persönlich in Wien die Entscheidung des Kaisers 
Franz Josef ein. Sie lief auf einen Gegenvorschlag hinaus, 
der mit einem langen Begleitschreiben des Generalobersten von Conrad am 
27. A«g«st. 27. August bei General von Falkenhayn einging. Darin war ausgeführt, 
daß die geplante Kriegsleitung in der Praxis ganz unwirksam sein würde, 
wenn nicht vorher Einvernehmen über die Operationen erzielt sei; denn es 
könne und würde keine Heeresleitung darauf verzichten, auch gegen den 
Befehl einer solchen Kriegsleitung zu handeln, wenn das eigene Staats- 
interesse es erfordere. Die Berücksichtigung der Interessen Deutschlands 
sei in dem Vorschlage des Generals von Falkenhayn allerdings gewähr¬ 
leistet, denn die deutsche Oberste Heeresleitung beanspruche für sich die Cnt- 
scheidung. Die Übergabe der österreichisch-ungarischen Wehrmacht an einen 
fremden Kriegsherrn und eine fremde Heeresleitung greife aber auf das 
politische Gebiet über und bestimme auch das künftige Verhältnis Österreich- 
Angarns zum Deutschen Reiche. Es wurde daher ein Abkommen vor¬ 
geschlagen, nach dem künftig über die zu führenden Operationen jeweils 
vorher Einvernehmen herzustellen sei. Falls das nicht gelinge, sollte das 
Votum der deutschen und der österreichisch-ungarischen Heeresleitung ent- 
scheidend sein. Damit war das, was General von Falkenhayn wollte, 
abgelehnt. Es blieb — praktisch genommen — alles beim alten. 
Die Einsetzung einer gemeinsamen Obersten Kriegsleitung unter dem 
Deutschen Kaiser wäre militärisch und politisch ein solcher Erfolg gewesen, 
daß damit auch die Stellung des Generals von Falkenhayn gehoben und 
neu gefestigt worden wäre. Das Mißlingen des Versuches fiel zeitlich 
mit der durch die rumänische Kriegserklärung an Sster- 
reich-Angarn hervorgerufenen unheilvollen Verschlimmerung der Kriegs- 
läge zusammen. So sehr General von Falkenhayn mit der Möglichkeit 
dieses Ereignisses gerechnet hatte, so wenig war er auf sein Eintreten gerade 
im gegenwärtigen Zeitpunkt gefaßt). Noch schwerer traf den Kaiser diese 
Wendung. Tiefe Niedergeschlagenheit bemächtigte sich seiner beim Eintreffen 
der Nachricht am Abend des 27. August. In diesem schicksalhaften Augen- 
blick, in dem der Verlust des Krieges in drohende Nähe gerückt schien, gab 
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