Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

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Der Rücktritt des Generals von Falkenhayn. 
daß dieser sich bei den folgenden mündlichen Auseinandersetzungen nicht auf 
seine Seite stellte. Durch seine daraufhin aus eigenem Entschluß herbei- 
geführte Selbstausschaltung aus den weiteren Verhandlungen kam es, daß 
die Dinge ohne sein Zutun geregelt wurden. Indessen zog er aus dem schwer 
erträglich gewordenen Zustande nicht die letzten Schlußfolgerungen, sondern 
ließ die Absicht, von seinem Amt zurückzutreten, nach Rücksprache mit dem 
Chef des Militärkabinetts fallen. 
Unmittelbar nach Regelung der Vesehlsverhältnisse im Osten kam es 
zwischen dem Generalstabschef und dem Oberbefehlshaber Ost infolge der 
Meinungsverschiedenheiten über die Zuführung von Truppen und die Ver- 
teilung der Verstärkungen zu einer Kraftprobe, über deren Ernst und Trag- 
weite kein Zweifel bestehen konnte'). Der Ober st e Kriegsherr, 
an den sich der Oberbefehlshaber Ost wiederholt unmittelbar wandte, war 
bemüht, einen Bruch zu verhüten und immer wieder auszugleichen. In 
der aufs äußerste gespannten Kriegslage besorgte er, daß ein Wechsel der 
Persönlichkeiten in den höchsten Führerstellungen des Heeres nachteilige 
Folgen für die Operationen haben und vom Ausland als Zeichen innerer 
Schwäche gedeutet werden könne. 
Mitte August» Am 19. August drahtete Generalfeldmarschall von Hindenburg 
persönlich an den Chef des Militärkabinetts, er habe „nach langer ein- 
gehender Überlegung die Überzeugung gewinnen müfsen, daß seine Hand¬ 
lungen nicht die Billigung und seine Führung nicht mehr das Vertrauen 
des Kaisers" hätten. Cr bat sobald als möglich um persönlichen Vortrag 
beim Kaiser, zu dem außer Generaloberst von Lyncker nur General Luden- 
dorff hinzugezogen werden sollte. Lediglich zur Unterrichtung des Chefs des 
Militärkabinetts selbst, nicht aber zum Vortrag beim Kaiser fügte er hinzu, 
daß er seine Überzeugung als bestätigt ansehen müsse, falls der Oberste 
Kriegsherr seinen Vortrag nicht wünsche. 
Der Kaiser lehnte den erbetenen unmittelbaren Vortrag durch ein 
noch am gleichen Tage an den Generalfeldmarschall gerichtetes Telegramm 
ab, in dem er dessen Besorgnisse als unbegründet zu zerstreuen suchte und 
ausführte: „Ich muß als Oberster Kriegsherr, wenn auch oft schweren 
Herzens, Wünsche meiner Heerführer zurückstellen, wenn die von mir über- 
sehene allgemeine Kriegslage es meiner Ansicht nach erfordert. Darin darf 
der Heerführer niemals eine persönliche Maßnahme oder gar einen Ver- 
trauensmangel erblicken. Stets wird es das Bestreben des Obersten 
Kriegsherrn sein, soweit es in seinen Kräften steht, seinen Führern zu 
helfen. Das geht auch aus dem Antransport der im Westen so benötigten 
') 6.535 ff. und 555 ff.
	        
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