Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

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Die Ereignisse am Balkan und an der Front der Türkei. 
garische 2. Armee, vor der die englischen Sicherungstruppen auf das West- 
ufer des Flusses auswichen, während sich die griechischen Truppen neutral 
verhielten. Die Vulgaren erreichten an der Struma-Mündung die Küste 
und besetzten am 24. August auch die Befestigungen von Kawala, nicht 
aber die Stadt selbst. Das griechische IV. und V. Korps waren von ihrer 
Heimat abgeschnitten. 
Ende August. Am 21. August glaubte Oberst von Hammerstein in Bukarest eine 
gewisse Ernüchterung feststellen zu können. „Abmachungen mit Entente ins 
Stocken geraten" — meldete er —, . . daher heute Entspannung, wenn 
auch militärisch noch nichts geändert ist . . ." Die Gesandten der Mittel- 
mächte berichteten ebenfalls zuversichtlicher; auch sie wurden durch die Hal- 
tung der leitenden rumänischen Persönlichkeiten getäuscht. Am 23. August 
hatte der deutsche Gesandte, Freiherr von dem Bussche, den Eindruck, daß 
König Ferdinand fester stehe, als er bisher annahm, und an seiner Neutra- 
litätspolitik festhalten wolle. Noch am Vorabend des auf den 27. August 
einberufenen Kronrats, der über Krieg oder Frieden entscheiden sollte, ver- 
sicherte der rumänische Ministerpräsident Bratianu dem österreichisch- 
ungarischen Gesandten, Grafen Ezernin, „auf das bestimmteste, er wolle, 
könne und werde neutral bleiben . . während tatsächlich bereits am 
17. August der Bündnisvertrag und die Militärkonvention mit der Entente 
abgeschlossen worden waren. 
So ließ sich auch General von Falkenhayn über die von 
Rumänien unmittelbar drohende Gefahr täuschen. In einer Besprechung 
mit dem Reichskanzler am 18. August hatte er der Vermutung Ausdruck 
gegeben, daß die aufgefangenen italienischen Funksprüche, die vom Anschluß 
Rumäniens an den Feindbund sprachen, zur absichtlichen Irreführung 
gefärbt sein könnten; „er sähe keine imminente Gefahr"; er würde Nach- 
richten haben, wenn die Lage ganz kritisch wäre^). Auch einige Tage später 
sah er die Lage „nicht für unbedingt ungünstig"^) an. Jedenfalls rechnete 
er mit einem Losschlagen Rumäniens erst nach der Ernte. Vis dahin aber 
konnte sich die Gesamtlage der Mittelmächte im Westen und Osten gefestigt 
haben. So traf ihn die Kriegserklärung Rumäniens an 
Osterreich-Angarn am 27. August völlig überraschend. General 
vonEramon schrieb darüber nach dem Kriege*): „Als ich ihm (General 
1) Osterr. ung, Rotbuch: „Diplomatische Aktenstücks, betr. die Beziehungen Öfter- 
reich-Angarns zu Rumänien", Nr. 109. 
2) Aufzeichnung des Reichskanzlers über das Gespräch. 
Bericht des Legationsrats Freiherrn von Grünau an das Auswärtige Amt 
vom 20. August. 
4) von fivamon, a. a. O., S. 76.
	        
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