Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Operationsplan für den Westen. 
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mäßig feststellbaren Überlegungen über die bevorstehenden Aufgaben des 
Westheeres. Das Gesamtergebnis läßt sich dahin zusammenfassen: Fest 
steht nur der Entschluß zum Angriff auf Verdun. Sein erster und unmittel- 
barer Zweck ist es, den Franzosen den Eindruck aufzuzwingen, als drohe 
ihnen an dieser für sie lebenswichtigen Stelle ein so schwerer, in seiner 
Tragweite unberechenbarer Schlag, daß sie alles tun müssen, das Unheil 
abzuwenden. Um diesen Eindruck hervorzurufen, ist es nicht unbedingt 
erforderlich, die Festung selbst in ihrem ganzen Umfang sofort zu Fall zu 
bringen. Es genügt, wenn diese Gefahr in drohende Nähe rückt. Das 
scheint erreichbar, wenn zunächst aus räumlich beschränktem Kampffelde 
östlich der Maas mit sparsam bemessenem Kraftaufwand eine tiefe Bresche 
in das französische Stellungssystem geschlagen wird. Weiter geht der Ent- 
schluß nicht. Alle übrige Gedankenarbeit bewegt und erschöpft sich im 
Kreis von Erwägungen und Vorstellungen über die verschiedensten Mög- 
lichkeiten, die als Aus- und Rückwirkungen der Bedrohung von Verdun 
denkbar sind. Sie berühren ebensosehr die Fortführung und Ausgestaltung 
der Kampfhandlungen an der Maas mit dem Zweck, dort dem französischen 
Heere möglichst schwere Verluste zuzufügen, es zum Ausbluten zu bringen, 
wie die erfolgreiche Abwehr feindlicher, vornehmlich englischer Entlastungs- 
angriffe mit anschließendem deutschen Gegenschlage wie auch die offensive 
Ausnutzung etwa entstehender Schwächen und Blößen an anderen 
Stellen der feindlichen Front. Allen diesen Möglichkeiten gilt es gewachsen 
zu sein, daher müssen von den an sich beschränkten Heeresreserven aus- 
reichende Kräfte in Vereitschaft zurückgehalten werden. Je nach der Ent- 
Wicklung der Dinge werden zwar bestimmte Absichten für das eigene Han¬ 
deln ins Auge gefaßt mit dem in jedem Falle gleichen Endziel, die 
Kriegsentscheidung zu erkämpfen. Bei der Unsicherheit 
über die Gegenzüge der Feinde wird jedoch davon abgesehen, schon jetzt 
die zur Verwirklichung dieser Absichten erforderlichen materiellen Vor- 
bereitungen ernsthaft in Angriff zu nehmen. 
Es ist kein fertiges strategisches Gedankengebäude, das im Kopfe des 
Generalstabschefs schon vor Beginn der großen Kampfhandlungen fest- 
steht. Nur das Fundament ist gelegt mit dem Entschluß zum Angriff auf 
Verdun. Die Weiterführung erscheint nach verschiedenen, vorerst nur in 
allgemeinen Umriffen durchdachten Entwürfen möglich, ist aber abhängig 
vom Verlauf der Kampfhandlungen im Maas-Gebiet und von den Maß- 
nahmen der Gegner.
	        
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