Cntscheidungsuchender Angriff der russischen Südwestfront. 539
bcr Eisenbahn und Straße Voguszowka—Kowel zu führen hatte. Als dann
aber örtliche Erkundung ergab, daß im Angriffsraume der Besonderen
Armee die Sumpfniederung des Stochod große Schwierigkeiten bereiten und
ein Ausholen nach Süden bis über Solotwin nötig machen werde, ent-
schloß sich General Vrussilow, auch nördlich von Pinsk einen starken Angriff
anzusetzen. Der Nordflügel der Z.Armee sollte bei Osaritschi über den
Oginski-Kanal und weiter über die Iasjolda in den Rücken von Pinsk vor-
gehen, die Armee dazu durch zwei weitere von der Westfront kommende
Korps (III. Korps und IV. sibirisches Korps) verstärkt werden. Damit
ergab sich ein von Nord und Süd gegen den Raum Pinsk—Kowel
angesetzter Zangenangriff. Der Angriffsbeginn wurde auf den 23. Juli
verschoben. Inzwischen aber hatte die 11. Armee unter General Sacharow,
verstärkt durch noch zwei weitere Korps (V. von der Westfront und
V. sibirisches von der 8. Armee), bereits am 16. Juli den Gegenangriff gegen
die Gruppe Marwitz nördlich der Lipa begonnen und bis zum 21. Juli diese
Gruppe und die ö.-u. 1. Armee zum Ausweichen genötigt'). Im Rahmen
der weiteren Operationen sollte sie aber nur noch „soweit möglich" in der
Richtung auf Vrody angreifen; ihre Aufgabe war erfüllt, wenn es gelang,
den Gegner vor der eigenen Front zu fesseln. Die 7. und 9. Armee sollten
die Offensive in der bisherigen Richtung, also mit der Hauptmacht längs
des Dniester auf Halicz und Stanislau fortsetzen.
Am 22. Juli, dem Vortage des festgesetzten Angriffsbeginns, bat die 22. Juli,
zum Hauptstoß bestimmte Besondere Armee um Aufschub. General Veso-
brasow wollte das Ende des gerade herrschenden Regenwetters und das
vollständige Eintreffen der Artillerie-Munition abwarten und wünschte auch
Erweiterung seines Angriffsabschnittes nach Süden. Daraus ergab sich eine
abermalige Verschiebung des Angriffsbeginns um fünf Tage bis zum
28. Juli. Währenddessen ließ die Oberste Heeresleitung auch noch das
I. sibirische Korps der Westfront als Verstärkung nach Süden abgehen, um
es der Besonderen Armee als Reserve nachzuführen.
Damit war die russische S ü d w e st f r 0 n t für den Angriff,
vom rechten Flügel beginnend, gegliedert, wie es umstehende Übersicht ver-
anschaulicht.
Als Einleitung für den Hauptangriff begann die 11. Armee am
25. Juli mit dem Vorgehen gegen die öfterreichifch-ungarischen Stellungen 2s. bis 28. zu«
nördlich von Vrody. Am 28. folgte der Angriff der drei nördlich
anschließenden Armeen, der die Entscheidung bringen sollte.
') S. 505 f. und 514 s.