Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

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Die Ostfront. — Neugliederung. 
21. Zu«. Staatssekretär von Iagow an'), den Kaiser — falls noch nicht geschehen — 
auf den schweren Ernst der rumänischen Frage hinzuweisen. Die Lage 
könne seines Erachtens „eventuell nur noch durch Hindenburg selbst gehalten 
werden". Dieses Drängen und die Erkenntnis, daß auf Einwilligung des 
Generalobersten von Conrad nicht zu hoffen sei, wohl aber wahrscheinlich 
auf die des Kaisers Franz Josef, führten zu dem Gedanken, die ganze 
Frage durch unmittelbare Vereinbarung zwischen den beiden Herrschern 
zu regeln2). Allerdings konnte das die Enthebung des Generalobersten 
von Conrad oder dessen freiwilligen Rücktritt zur Folge haben. Dazu 
berichtete General von Cramon am 22.Juli an die Oberste Heeres- 
leitung: Er sei „nach nochmaliger reiflicher Überlegung, nach Rücksprache 
mit dem Militärattache, Oberstleutnant Grafen von Kageneck, und nach 
unauffällig eingezogenen Erkundigungen doch zu der Überzeugung gelangt, 
daß der mit einem Ausscheiden des Generalobersten von Conrad „erreich- 
bare Nutzen nicht im Verhältnis zu den eventuellen üblen Folgen stehen 
würde, die durch Erschütterung des Vertrauens in der Armee und auch viel- 
leicht des Hinterlandes entstehen könnten". Dahingegen glaube er, daß die 
Unterstellung der ganzen Ostfront unter den Oberbefehlshaber Ost nicht nur 
in Armeekreisen, sondern auch vom Volk mit Freuden aufgenommen werden 
würde. Gelinge es, eine Form zu finden, die unter Erhaltung des Ansehens 
der österreichisch-ungarischen Heeresleitung Sicherheit dafür schaffe, daß 
keine schwerwiegenden Entschlüsse ohne deren Einverständnis gefaßt, und 
daß vor allem die Belange Österreich-Ungarns nicht geschädigt werden, so 
meinte General von Eramon, daß Kaiser Franz Josef keine Bedenken 
erheben würde3). 
22. Zu«. Gleich nach Eingang dieses Berichtes rief General vonFalkenhayn 
Generalleutnant Ludendorff an den Fernsprecher und machte ihm nunmehr 
„mit Rücksicht auf die aufgetretenen Schwierigkeiten und die Unmöglichkeit, 
zu scharfen Druck" in Wien anzuwenden, den völlig neuen Vorschlag, alle 
Armeen zwischen Dniester und Pripjet, also Süd-Armee, ö.-u. 2. Armee 
und Heeresgruppe Linsingen, Generalfeldmarschall von Hindenburg zu 
unterstellen, der damit unter die öfterreichifch-ungarische Heeresleitung treten 
und sein Kommando am deutschen Teile der Ostfront abgeben sollte. 
Trotzdem werde „der Einfluß des Generalfeldmarschalls auf die ganze Ost- 
front gesichert bleiben, wofür er (General von Falkenhayn) schon sorgen 
i) Akten der Reichskanzlei. — 2) von Cramon: „Unser österreichisch-ungarischer 
Bundesgenosse im Weltkriege", S. 69. 
3) Nach einer Zuschrift des Genlts. a. D. von Cramon vom 29. Juni 1934 er- 
stattete er die Meldung im Anschluß an zahlreiche Ferngespräche mit General von Fal- 
kenhayn und Unterredungen mit Erzherzog Friedrich. Auszeichnungen hierüber fehlen.
	        
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