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Die Oberste Heeresleitung um die Jahreswende 1915/16.
Anfang angegriffenen Frontstrecken wesentliche Kräfte herauszunehmen und in den
Februar. an fter Maas zu werfen, neue Schlüsse für sein eigenes Handeln.
Er hoffte, daß sich aus solcher Entwicklung die Gelegenheit ergeben würde,
in eine Blöße der Franzosen zu stoßen, wenn auch nicht mehr im Artois,
so doch vielleicht an der Aisne oder in der Champagne. Die Bedingungen
für einen Durchbruch durch die in ihrer Widerstandskraft geschwächte feind-
liche Front schienen ihm dann ähnlich günstig zu liegen wie bei einem
Gegenstoß, der erst nach Abwehr feindlicher Angriffe geführt wurde.
Besonders verlockend war solche Aussicht in der Champagne wegen der
Nähe des Schlachtfeldes um Verdun, woraus sich unmittelbare Vorteile
für die strategische Ausnutzung der dort begonnenen Offensive ziehen ließen.
General von Falkenhayn hatte sich mit dieser Möglichkeit bereits beschäftigt,
nachdem das Armee-Oberkommando 3 in einer vom 29.Januar
datierten Beurteilung der Lage es als seine selbstverständliche Pflicht
bezeichnet hatte, während des Unternehmens bei der Heeresgruppe Krön-
Prinz ein Wegziehen französischer Kräfte von seiner Front mit allen
Mitteln zu verhindern. Dabei war zum Ausdruck gebracht worden, daß
„eine Einwirkung der 3. Armee auf die Verwendung der in der Champagne
zurückgezogenen französischen Divisionen nur durch einen größeren Angriff
möglich sein würde, der ohne stärkeren Zuschuß an Truppen und Munition
leider nicht durchführbar" sei.
Diese Meldung hatte General von Falkenhayn am 1. Februar zum
Anlaß genommen, an die 3. Armee die Frage zu richten, „ob und wo sowie
mit welchen heranzuführenden Kräften aus der dortigen Front heraus ein
größerer Gegenstoß, der mindestens bis in die Gegend Vitry le Franyois
führen müßte, für den Fall angesetzt werden könnte, daß die Franzosen sich
vor der Armee noch wesentlich schwächen sollten".
Am 4. Februar antwortete das Armee-Oberkommando 3. Es hielt die
Verhältnisse für einen Angriff aus der Mitte der Armeefront über die
Linie Prunay—westlich Vaudesincourt') im allgemeinen für günstig und
schlug vor, ihn folgendermaßen zu führen: Zunächst sollte unter Einsatz von
sechs Divisionen mit sehr starker Artillerie der Feind in einer Breite von
14 Kilometern nach Südwesten über die Vesle zurückgeworfen werden, dann
unter der hierdurch geschaffenen Flanken- und Rückensicherung mit sechs
weiteren Divisionen nach Südosten und Osten eingeschwenkt werden, um
durch Vorgehen südlich der Suippes in den Rücken des nördlich des Baches
stehenden Feindes zu gelangen, dessen linker Flügel gleichzeitig durch fron-
') D. h. zwischen Vesle und Suippes. Genaue Lage der Orte s. Skizze 1 zu
Band IX.