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Die Ostfront. — Brusstlow-Osfensive.
Inzwischen war die S.Reserve-Division bei der Heeresgruppe Prinz
Leopold festgehalten worden, um das ö.°u. XII. Korps zu stützen'), und
ebenso die 1. Reserve-Division bei der Südarmee^), da jetzt auch dort ein
ernster russischer Angriff unmittelbar bevorzustehen schien. So waren am
Vorabend des Zusammentritts der „Heeresgruppe Erzherzog
Karl" die zu ihrer 12.Armee bestimmten Verbände bereits sämtlich fest-
gelegt. Der starke russische Druck verhinderte die geplante Massenbildung
zum Gegenangriff am Dniester. Gleichzeitig aber war die Lage an der
Westfront und an der gegen Italien derart gespannt, daß einstweilen weder
General von Falkenhayn noch Generaloberst von Conrad weitere Kräfte
frei machen konnten.
4. bis?. Iu«. Am 4. Juli schien sich die Front der ö.-u. 7. Armee zu festigen; am
Nordflügel konnte die Gruppe Kraewel, verstärkt durch österreichisch-unga-
rische Truppen, sogar noch etwas Gelände gewinnen. Am 5. Juli aber
wurde auch sie in die Abwehr gedrängt, während die Mitte der Armee vor
neuen russischen Anstürmen in der Richtung auf Delatyn abermals zurück-
wich. Am 7. Juli kam die Front in der Linie Delatyn—Ehozimirz und
nördlich zum Stehen. Am Dniester bestand Anschluß an den inzwischen eben-
falls zurückgedrängten rechten Flügel der Südarmee'). Ohne Verstärkungen
schien aber auch das Halten der jetzigen Stellung nicht gewährleistet.
80 000 Gefangene, 84 Geschütze und 272Maschinengewehre gab der Gegner
als Beute der bisherigen Kämpfe im Räume von Kolomea an, denen
allerdings auch ein russischer Verlust von 70 000 Mann gegenüberstand,
s. bis Sorge bereitete in den nächsten Tagen der Druck des Feindes gegen
is. Zu«, ^ £)j)ere Pxuth-Tal bei Delatyn, das er am 8. Juli besetzte, und bei Tar-
tarow; er wollte offensichtlich die zum Iablonica-Paß führende Straße in
die Hand bekommen. Andererseits versuchte Generaloberst von Pflanzer
schon seit dem 6. Juli, durch Vorstöße seiner in den Karpaten stehenden
Truppen auf den Gegner einzuwirken. Das brachte einige Teilerfolge im
Gebirge, blieb jedoch auf die Gesamtlage ohne Einfluß. Mehr und mehr
drängte sich der Entschluß auf, der räumlichen Trennung der beiden
Flügelgruppen der ö.-u. 7. Armee durch R eu g l i ed e ru n g der Befehls-
Verhältnisse Rechnung zu tragen. Auf Antrag der Heeresgruppe
Erzherzog Karl wurde am 15.Juli angeordnet, daß Generaloberst
von Pflanzer mit dem 7. Armeekommando die südliche Gruppe seiner bis-
herigen Armee (XI. Korps, Kavalleriekorps des Feldmarschalleutnants
1) 6.521.
2) 6.513.
->) Anschluß an 6.465 und 479 ff.