Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

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Die Oberste Heeresleitung um die Jahreswende 1915/16. 
Ende Januar, auf die Franzosen bei Verdun werde auf die Entschließungen der Eng- 
länder einen so unwiderstehlichen Druck ausüben, daß sie trotz augenblick- 
licher Unsertigkeit gezwungen seien, zum Entlastungsangriff an ihrer eigenen 
Front zu schreiten. Auch schätzte er offenbar die mit einem Zuschuß von 
acht Divisionen nebst schwerer Artillerie zu erreichenden Erfolge eines 
deutschen Gegenangriffs wesentlich höher ein als das Armee-Oberkommando. 
Auf der anderen Seite schien es ihm nicht erforderlich, die Verstärkungen 
schon vor Beginn der Kampfhandlungen an Ort und Stelle zu haben. Cr 
legte vielmehr im Hinblick auf die gespannte Gesamtlage Wert darauf, die 
Heeresreserven solange als irgend möglich selbst in der Hand zu behalten. 
Als Ende Januar die 6. Armee über unerwartet geringe Gegenwirkung des 
Feindes berichtete, die bei mehreren kleineren Demonstrationen an ver- 
schiedenen Stellen der Front beobachtet worden war, und vorschlug, diese 
Gunst der Lage zu einem größeren Teilangriff bei Hulluch—Loos oder bei 
Arras auszunutzen, besorgte General von Falkenhayn, daß sich daraus noch 
vor Beginn des deutschen Großangriffs bei Verdun Kämpfe entwickeln 
könnten, deren Ausdehnung und Kräftebedarf sich nicht übersehen ließen. Er 
behielt sich daher die Entscheidung über die Hergabe der zu diesen Teil- 
angriffen erbetenen Verstärkungen zunächst vor. 
Anfang Erst am Z.Februar beantwortete er die Denkschrift des Armee-Ober- 
Februar, kommandos 6 vom 24. Januar mit folgendem Fernschreiben: „Abweichend 
von dortiger Ansicht halte ich Angriffsversuch des Feindes oder aber sehr 
starke Schwächung desselben an der Front nördlich der Somme für nahezu 
sicher, wenn der am 12. beginnende ernste Vorstoß Z.Armee auf Verdun 
glückt. Die Engländer können in diesem Falle Frankreich nicht im Stiche 
lassen, so unwillkommen ihnen eine vorzeitige Offensive oder Abgabe von 
Kräften sein mögen. Trotzdem ist Zuweisung von weiteren sechs Divi- 
sionen neben den beiden Garde-Divisionen') und von 20schweren Bat¬ 
terien schon jetzt an 6. Armee nicht zweckmäßig, weil sie uns die Möglichkeit 
nehmen würde, den doch auch naheliegenden Fall auszunutzen, daß der 
Feind sich an anderer Stelle, zum Beispiel an der Aisne oder vor 3. Armee, 
eine Blöße gibt, oder daß es empfehlenswert scheinen sollte, bei Verdun 
errungene Vorteile sofort zu verfolgen. Sollte die Zuweisung der er- 
wähnten Kräfte dorthin möglich werden, so ist mit ihrem Eintreffen an der 
Front in drei bis vier Tagen zu rechnen". Gleichzeitig wurde die Hergabe 
von Armierungsbataillonen und Kraftwagenkolonnen abgelehnt, die die 
6. Armee zur Durchführung vorbereitender Arbeiten erbeten hatte. 
') Hinter der 6. Armee stehende 1. Garde-R. D, und 4. Garde-I. D., über die 
sich die O. H. L. das Verfügungsrecht vorbehalten hatte.
	        
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