Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Schwere Erschütterung der ö.-u. 7. Armee. 
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hatte zu beiden Seiten des Dniester auf 90 Kilometer Breite bis zu 
60 Kilometer Tiefe an Gelände eingebüßt und dabei mehr als 5V vom 
Hundert ihres Bestandes verloren. 
„Der Durchbruchsschrecken war an der unteren Strypa epidemisch ge- 
worden. War der Feind auch nur in ein schmales Frontstück eingebrochen, 
so gingen oft die angrenzenden Frontteile zurück, ohne selbst ernstlich an- 
gegriffen zu sein, nur weil der Anschluß verloren war. Auch einzelne höhere 
Führer faßten voreilige Rückzugsentschlüsse unter dem Hinweis, daß das 
Halten der Stellung mit den erschütterten Truppen nicht möglich sei... 
Die Führung sah mit dem katastrophalen Einsturz der Stellung den ganzen 
Verteidigungsapparat auseinandergerissen, und die Truppe war entwöhnt, 
zwischen den Stellungen in offener Feldschlacht zu kämpfen"'). Ohne den 
Einschub neuer Kräfte konnten die durch solchen Ausfall entstandenen Lücken 
nicht mehr geschlossen werden. 
Bei der Heeresgruppe Vöhm-Ermolli hatte der Nord- 
flügel der ö.-u. 1. Armee allmählich zurückgebogen werden müssen. Es 
fehlte auch hier an Kräften, die größer werdende Lücke zur ausweichenden 
ö.-u. 4. Armee zu schließen. Am 12. Zum abends verlief die Front der 
1. Armee, von der alten Stellung bei Verezce abbiegend, hinter der 
Plaszewka und Lipa bis Golatyn. In der dann folgenden großen Lücke 
stand Kavallerie. 
Die Entwicklung der Lage am 9. Juni hatte Generaloberst v o n L i n - 
singen vor die Wahl gestellt, entweder auf die Verbindung zur ö.-u. 
1. Armee oder aber auf den Zusammenhalt innerhalb der weichenden ö.-u. 
4. Armee zu verzichten. Der Versuch, diese Armee angesichts des Gegners 
zum Stehen zu bringen, erschien nach den gemachten Erfahrungen aus- 
sichtslos, wollte man dazu nicht die bisher eingetroffenen Kräfte des für den 
Gegenangriff bestimmten Korps Vernhardi (Division Rusche und An- 
sänge der 108. und ö.-u. 29. Infanterie-Division) einsetzen. Generaloberst 
von Linfingen hielt an dem Entschluß fest, das nicht zu tun. General 
von Vernhardi erhielt den Vefehl, vorwärts des Stochod größere Kämpfe 
zu vermeiden, um alle drei Divisionen für den Entscheidungsschlag in 
der Hand zu behalten. Dem Korps Szurmay und dem ö.-u. X. Korps 
wurde befohlen, beim Ausweichen am 10. Juni die Richtung nach Nord- 
Westen zu nehmen; das wurde aber nicht erreicht. Vom Feinde schon 
morgens angegriffen, gingen beide Korps nach Westen statt nach Nordwesten 
zurück. Damit zerriß die Front auch innerhalb der Armee. Zwischen dem 
0 Österr. amtl. Werk, Band IV, S. 465 f. 
Weltkrieg. X. Band. 
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