Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

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Die Ostfront. — Brusstlow-Offensive. 
8. zun«. Vis Generaloberst von Conrad am Nachmittag des 8. Juni in Verlin 
eintraf, lagen bereits Meldungen über weitere Verschlechterung der Lage 
an beiden Einbruchsstellen^) vor. Die Notwendigkeit, die Lage wieder- 
herzustellen, schien ihm bei der ö.-u. 7. Armee wegen der Nachbarschaft 
Rumäniens ebenso dringend wie bei der 4. Armee. Er dachte an Gegen¬ 
angriff mit weitgestecktem Ziel. Einerseits sollte den Russen ein „aktiver" 
Schlag versetzt werden, der ihren jetzigen großen Erfolg wettmachte und 
damit die Gefahren beseitigte, die dieser „hervorgerufen habe (bei Nußlands 
Verbündeten, bei Neutralen, bei Rumänien — schließlich in Serbien und 
Montenegro; bei Rußland selbst)"^). Andererseits gelte es zu verhindern, 
daß sich Rußland nochmals in den Besitz Ostgaliziens und der Bukowina 
setze. Beides sei nötig — so schloß Generaloberst von Conrad — wegen 
der „Rückwirkung auf die g r o ß e Kriegsentscheidung, die ich vor allem 
im Auge haben muß und der gegenüber Italien zum sekundären Kriegs- 
schauplatz herabsinkt". So war er denn jetzt bereit, auch Truppen von der 
Alpen-Front nach Galizien heranzuziehen. Andererseits wollte er von 
General von Falkenhayn noch weitere Divisionen erbitten, die aber nicht 
nach Kowel, sondern zur freien Verfügung der österreichisch-ungarischen 
Heeresleitung nach Lemberg rollen sollten. 
Auch General von Falkenhayn hatte sich inzwischen mit der 
Frage beschäftigt, nunmehr im Osten, und zwar von Kowel aus, einen 
„schnellen, energischen Schlag" zu führen. Bei der Besprechung in Berlin 
hat sie aber keine Rolle mehr gespielt. Neben den Plänen für den Westen 
hat dabei mitgesprochen, daß die Cisenbahnverhältnisse hinter der Front bei 
Kowel den schnellen Aufmarsch starker Truppen ausschlössen. 
Das Ergebnis der Besprechung hat General von Fal- 
k e n h a y n noch am Abend des 8. Juni in einer Drahtung an General- 
oberst von Conrad zusammengefaßt, in der es hieß: „tlber den Ernst der 
Lage an der galizischen Front in bezug sowohl auf die taktischen Vorgänge 
als auch auf die operativen und deren Nachwirkungen für den gesamten 
Kriegsverlauf besteht keine Meinungsverschiedenheit. Die Lage ist so ernst, 
daß alle irgend verfügbaren Kräfte an die bedrohte Front geworfen werden 
müssen. Selbstverständlich ist Österreich-Ungarn hierzu, da es sich um den 
von ihm zu haltenden Teil der Gesamtfront handelt, in erster Linie ver- 
pflichtet und auch entschlossen, alle Ossensivunternehmungen gegen Italien 
hinter die Abwehrmaßnahmen in Galizien zurückzustellen". Deshalb sei 
aus Tirol die 61. Infanterie-Division schon nach Galizien in Marsch gesetzt, 
1) S. 461 f. 
2) Bemerkungen vom 9. Juni zu dem von General von Falkenhayn übersatten 
Ergebnis der Besprechung.
	        
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