Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

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Die Ostfront. — Vrussilow-Offensive. 
7. Juni, den Fluß vordringe. Dabei rechnete es damit, daß der Styr-Abschnitt 
unterhalb von Luck gehalten werde. Für das im Norden anschließende 
Korps Fath, das ebenso wie das Korps Hauer seit dem 6.Juni 
abends wiederholte russische Angriffe abgewiesen hatte, bestand daher keine 
Besorgnis. Im Süden aber hatte die ö.-u. 1. Armee ihren linken Flügel 
bereits nach Westen umbiegen müssen und sollte auf Befehl der öfter- 
reichisch-ungarischen Heeresleitung vom 8. Juni ab den Ikwa- und Styr- 
Abschnitt bis etwa 15 Kilometer südlich von Luck übernehmen; die ö.-u. 
7.Infanterie-Division sollte dann zu ihr übertreten. Damit wurde der 
Schwerpunkt der ö.-u. 4. Armee nach Norden verschoben. Das Armee- 
kommando wurde nach Wladimir-Wolynsk verlegt. 
An diesem Tage, dem 7. Juni, hatte aber auch die Lage bei der ö.-u. 
7. Armee eine neue, sehr ernste Wendung genommen. Die Russen waren 
bei Iazlowiec in die Stellungen des XIII. Korps eingebrochen und hatten 
in der Verfolgung bis über die Strypa durchgestoßen. Abends war die 
Front auf mehr als 20Kilometer Breite, vom Dniester bis zur Eisenbahn 
östlich von Vuczacz, vier bis fünf Kilometer hinter die Strypa in die dort 
verlaufende zweite Stellung zurückgedrängt. Die örtliche Führung hielt es 
zwar für möglich, daß bis zum folgenden Morgen wieder Ordnung und 
Besinnung in Führer und Truppen komme, bereitete die Heeresleitung aber 
auch schon darauf vor, daß die nächsten Tage vielleicht große Naumverluste 
bringen würden. Da die Reserven der Armee bereits verausgabt waren, 
mußte die Süd armee aushelfen. Bei ihr und der Heeresgruppe Böhm- 
Crmolli hatte der Gegner nichts Ernstes unternommen. 
b) Aussprache der Generalstabschefs in Berlin") und die Kämpfe 
am 8. und 9. Juni. 
Schon am Abend des 6.Juni hatte General von Falkenhayn 
über den Ernst der Lage bei der Heeresgruppe Linsingen keinen Zweifel 
mehr gehabt. Die morgens zugesagten deutschen Verstärkungen, zwei ge- 
mischte Brigaden, schienen ihm keineswegs ausreichend. Da der Feind 
nördlich vom Pripjet nach wie vor in unverminderter Stärke, das heißt mit 
fast doppelter Übermacht, angriffsbereit gegenüberstand, war es ein gefähr- 
liches Wagnis, dort Truppen wegzunehmen. Abgaben von der Westfront 
waren angesichts der dortigen Lage und Absichten^) kaum zu vertreten. 
Zudem handelte es sich um einen Frontabschnitt, für dessen Behauptung 
in erster Linie Generaloberst von Conrad mit seinen eigenen Truppen die 
Verantwortung trug. So hatte sich General von Falkenhayn in der Nacht 
*) Anschluß an S. 454. 
-) S. 311 ff.
	        
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