Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

456 
Die Ostfront. — Vrussilow-Offensive, 
« Juni, mit der dazu nötigen Munition mußte die benachbarte 2. Armee aushelfen. 
Der Gegenangriff konnte aber erst am 8. Zum stattfinden, während die 
I.Armee andererseits wegen des Einbruchs bei der ö.-u. 4. Armee auch für 
alle Fälle Reserven hinter ihrem linken Flügel bereitzustellen hatte. 
Bei der ö.-u. 4. Armee ging der russische Angriff weiter. Er traf 
die Truppen, bevor sie sich in der dritten Stellung neu festgesetzt hatten. 
Teile hatten diese Abwehrlinie bereits westwärts überschritten. Das 
Armeekommando traute der ungarischen 70. und ö.-u. 11. Infanterie- 
Division überhaupt keine Widerstandskraft mehr zu. Angesichts der ver- 
worrenen Lage beim Korps Szurmay und beim X. Korps erwog es den 
Rückzug hinter den Styr und meldete darüber an die Heeresgruppe. „Von 
einem Zurückgehen hinter den Styr" — so antwortete Generaloberst 
von Linsingen um 10" vormittags — „kann nicht die Rede sein. Die 
beiden Korps haben ihre Stellungen unter allen Umständen zu halten". 
Cr forderte nochmals persönliche Einflußnahme des Armeeführers in diesem 
Sinne. Erzherzog Josef Ferdinand aber hatte bereits allen drei Korps 
seiner Armee die beim Rückzüge hinter dem Flusse zu besetzenden Abschnitte 
mitgeteilt und meldete um II45 vormittags, Versuche, die Truppen zum 
Stehen zu bringen, seien vergeblich. „Die guten Regimenter sind durch 
Kampfverluste sehr stark zusammengeschmolzen, die ruthenischen versagen 
größtenteils ganz". Von der anmarschierenden halben 45. Insanterie-Divi- 
sion sei nicht viel zu erhoffen. Ein russischer Stoß auf Luek finde keinen 
entsprechenden Widerstand mehr. Der Erzherzog hielt daher die Gefahr 
„vollkommenen Durchbruchs und Umfassung des X. Korps" für groß, 
„wodurch auch Halten der Styr-Linie in Frage gestellt wäre". 
Generaloberst von Linsingen, der am nächsten Tage die zusammen- 
gesetzte Division, dabei fünf Bataillone und drei Batterien deutsche 
Truppen^), bei Palcza bereit zu haben hoffte, forderte um 325 nachmittags 
nochmals mit allem Nachdruck, aber vergeblich, zum Standhalten auf. 
Abends ergab sich, daß die vordere Linie der Armee von Mlynow, wo wie 
bisher Anschluß an den linken Flügel der ö.-u. 1. Armee war, hinter Ikwa 
und Styr zum Südende des äußeren Brückenkopses von Luek verlief, dann 
östlich an Kiwercy vorbei durch unübersichtliches Waldgebiet zu der ver- 
sumpften Styr-Riederung bei Kolki. Hier hatte das anschließende Korps 
Fath seinen rechten Flügel bereits etwas zurückbiegen müssen. Durch 
das Ausweichen der ganzen ö.-u. 4. Armee war innerhalb von drei Tagen 
eine Ausbuchtung von 75 Kilometer Breite und 20 Kilometer Tiefe ent- 
standen. Von den 8%| Infanterie-Divisionen der Armee war kaum noch 
die Hälfte einigermaßen kampfkräftig. Generaloberst von Linsingen wollte 
>) S. 453.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.