Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Bedenkliche Schwächung der österreichisch-ungarischen Front. 
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schon am 28. und nochmals am 31. März bei General von Stolzmann, dem 
Generalstabschef der Heeresgruppe Linsingen, angefragt, ob im Wegziehen 
österreichisch-ungarischer Truppen von der Styr-Front das Maß des Zu- 
lässigen nicht schon überschritten sei, und ob daher die „Verantwortung für 
die Sicherheit dieses jetzt rein österreichisch-ungarischen Frontabschnittes 
noch weiter einem deutschen Führer aufgebürdet" werden könne. General 
von Stolzmann hat hierzu in einem persönlichen Tagebuch am 31. März 
1916 aufgezeichnet: „Eine schwer zu beantwortende Frage! Wer will die 
»Verantwortung« für die Sündhaftigkeit der Österreicher übernehmen? 
Das kann niemand! Andererseits können die Russen augenblicklich gar 
nichts machen, zumal sie sich selber sehr geschwächt haben". Cr antwortete, 
daß er — unter den vorliegenden Verhältnissen — die Sicherheit des 
Abschnittes für unbedingt gewährleistet halte. Wenn der Gegner jedoch 
stärkere Kräfte heranziehe, könne kein deutscher Führer die Verantwortung 
übernehmen. 
Als Anfang Mai der Voden so weit trocken war, daß größere Ope- 
rationen wieder möglich wurden, schien die Verteilung der russischen Kräfte 
auf die Gesamtfront noch dieselbe wie im März; zutreffend wur.den etwa 
zwei Drittel der Divisionen nördlich, nur ein Drittel südlich des Pripjet 
angenommen'). Der Oberbefehlshaber Ost rechnete daher nach 
wie vor mit baldiger Wiederaufnahme der russischen Angriffe gegen seine 
Front2). 
Inzwischen machten sich seit Mitte Mai auch Anzeichen für russische 
Angriffsvorbereitungen gegen die Front südlich des Pripjet be- 
merkbar. Entgegen der bisher geübten starken Zurückhaltung in der Luft 
stießen russische Fliegerverbände über die Kampffront vor und griffen am 
31. Mai Ortschaften und Bahnhöfe mit Bomben an. Auch zeigte der 
Gegner vermehrte Artillerietätigkeit gegen den rechten Flügel der ö.-u. 7. 
und vor allem der 4. Armee. Generaloberst von Conrad sah sich ver- 
anlaßt, die von dieser Armee vorübergehend hinter den rechten Heeresflügel 
zur 7.Armee weggezogene ö.-u. 13. Infanterie-Division der 4. Armee wieder 
zuzuführen und deren Artillerie durch acht schwere Batterien zu verstärken. 
Auch legte er bei der Besprechung mit General von Falkenhayn in 
Berlin am 24. Mai8) Wert darauf, sich nochmals die Versicherung zu 
holen, daß er — wenn die Russen stärkere Kräfte von Norden in den Raum 
südlich des Pripjet heranführen sollten, wozu sie immerhin etwa drei Wochen 
') Vgl. S. 445 ff. 
2) S. 437 ff. 
3) ®. 311.
	        
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