Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Angriffsplan des Generals Alexejew. 
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Rigaer Meerbusen wegreißen. Die deutschen Seestreitkräfte könnten dort- 
hin vorstoßen, bevor die russische Flotte aus dem Eise frei komme. Im 
Zusammenhang mit solchem deutschen Angriff rechnete man auch mit der 
Möglichkeit, daß Schweden ins Lager der Feinde trete; Finnland brauche 
daher Verstärkung an Truppen- Aber auch für die Kaukasus »Front 
seien solche nötig. An der Front gegen Deutschland und Österreich-Angarn 
sei die Abwehr schwieriger geworden, denn durch den Rückzug des Vor- 
jahres habe sich die Eisenbahnlage wesentlich verschlechtert. Das jetzt hinter 
der Front liegende Netz reiche in keiner Weise mehr aus, um rasch Reserven 
an die Einbruchsstelle zu bringen. Die Verschiebung eines Korps von der 
Nord- zur Südwestfront dauere 23 Tage und, selbst wenn man den ganzen 
Verpflegungsnachschub unterbreche, immer noch zwölf. 
Anter diesen Umständen hielt es General Alexejew für dringlich, den 
Deutschen durch Angriff im Norden zuvorzukommen. 
Diese Absicht begründete er in der Besprechung vom 27. Februar auch 
damit, daß im Norden die russischen Kräfte die feindlichen an Zahl um 
rund 400 000 Gewehre — 47 vom Hundert überträfen, im Süden ihnen nur 
gleich seien. Wohl stehe im Norden der widerstandsfähigere Gegner mit 
der größeren Zahl schwerer Artillerie und technischer Hilfsmittel jeder Art. 
Ein Erfolg dort bringe das russische Heer aber Verlin näher und damit 
dem Mittelpunkte des Feindbundes; er könne daher ungeheure Wirkung 
haben und den Ausgang des Krieges beeinflussen. Der südliche Kriegsschau- 
platz habe geringere Bedeutung. Zur Vorbereitung des Angriffs müßten 
die Heeresreserven auf etwa 18 Korps gebracht werden. Als Ergebnis der 
Besprechung wurde festgelegt, daß der Hauptangriff gegen die 
Deutschen, und zwar vom linken Flügel der Nordfront und vom 
rechten der Westfront geführt werden solle. Im ganzen wurden dafür, unter 
Heranziehung von Verstärkungen von der Südwestfront, 400 000 Mann in 
Aussicht genommen. Wenn der Angriff Erfolg habe, sollte auch die Süd- 
Westfront zur Offensive übergehen. 
Der Zeitpunkt für den Angriff war von der im Frühjahr 
durch die Schneeschmelze zu erwartenden „Wegelosigkeit" abhängig und von 
der Vervollständigung der Ausrüstung mit Gewehren. Bis der ebenfalls 
als dringend erkannte Ausbau der schweren Artillerie beendet sei, wollte 
General Alexejew aber nicht warten, sondern sich mit Verstärkung um nur 
zwei bereits in der Aufstellung begriffene schwere Abteilungen, zusammen 
24 Geschütze, begnügen. Schließlich wurde aber die Sorge wegen eines un° 
mittelbar bevorstehenden deutschen Angriffs gegen Riga so groß, daß er sich Anfang Miirz. 
entschloß, im Räume südlich von Dünaburg noch vor Beginn der Schnee- 
schmelze anzugreifen. Auch wurde inzwischen am 2. und nochmals am
	        
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