Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

422 Die Oberste Heeresleitung im Juli und August. 
der Offensive" gekommen war, ging aus der Wendung hervor, daß ein solcher 
nunmehr „in ernste Erwägung gezogen werden" müsse. Indessen besorgte er 
- selbst von dieser Lösung, daß sie keine Erleichterung der Lage bringen, son- 
dern nur den Franzosen den Anreiz zu gesteigerter Ofsensivtätigkeit geben 
würde. Unverkennbar ließ er durchblicken, daß eine Fortsetzung der Angriffs- 
Unternehmungen wenigstens auf dem rechten Maas-User bis zur Gewinnung 
einer geeigneten Dauerstellung seinen Wünschen mehr entsprechen würde. 
21.August. Wenn General von Falkenhayn beabsichtigt hatte, durch die 
eingeforderten Äußerungen Unterlagen zu erhalten, die ihm die eigene Cnt- 
scheidung erleichtern sollten, so war ihm mit der uneinheitlichen Stellung- 
nähme des Oberkommandos der Heeresgruppe') wenig gedient. Es war ein 
im bisherigen Verlauf des Krieges noch nicht dagewesener Vorgang, daß 
der Generalstabschef einer Armee der Obersten Heeresleitung unaufgefordert 
einen Bericht vorlegte, dessen Kernpunkt in schroffem Gegensatz zur Auf- 
fassung seines Oberbefehlshabers stand. General von Falkenhayn fühlte sich 
außerstande, in diesem offen zutage getretenen Widerstreit der Ansichten kraft 
der aus ihm ruhenden Verantwortung eine klare, unmißverständliche Cnt- 
scheidung zu treffen. Mit der am 21. August erteilten, nach verschiedenen 
Richtungen deutbaren Antwort) schob er die Entscheidung letzten Endes 
doch wieder dem Oberkommando der Heeresgruppe zu. Da aber gleichzeitig 
General Schmidt von Knobelsdorf seiner Stellung als Generalstabschef ent- 
hoben wurde, konnte nicht zweifelhaft sein, daß Kronprinz Wilhelm ent- 
sprechend seiner Stellungnahme den Angriff, abgesehen von unbedeutenden, 
rein örtlichen Unternehmungen, einstellen werde. 
25.August. Die letzte Anordnung, die General von Falkenhayn für die 
Westfront traf, war rein organisatorischer Art. Am 25.August erging ein 
Befehl, durch den die Heeresgruppe Gallwitz aufgelöst und eine neue 
Heeresgruppe aus der 6., 1. und 2.Armee unter Generalfeldmarschall 
Kronprinz Rupprecht von Bayern gebildet wurde mit General- 
leutnant von Kühl als Generalstabschef. „Der Oberbefehl", so hieß es in 
der Weisung, „erstreckt sich auf alle operativen und taktischen sowie die damit 
zusammenhängenden persönlichen Angelegenheiten. Truppenverschiebungen 
von einer Armee zur anderen unter Mitteilung an die Oberste Heeresleitung 
liegen also völlig in der Befugnis des Heeresgruppenkommandos". Am 
28. August trat die Neuregelung in Kraft. 
Damit wurde an der Westfront zum ersten Male ein Heeresgruppen- 
kommando als besondere Behörde eingesetzt, während bisher stets der 
*) 6.401. 
2) S. 402.
	        
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