Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

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Die Oberste Heeresleitung im Juli und August. 
u.«ugust. letzte Besprechung mit den Armeechefs der Westfront 
in Mßzieres statt. Einen kurzen Rückblick auf die Ereignisse der letzten 
Monate verknüpfte der Generalstabschef dabei mit allgemeinen Betrach- 
tungen über die deutsche Kriegführung. Er führte etwa folgendes aus^): 
Der operativ ergebnislose Verlauf der mit riesiger Überlegenheit an 
Truppen und Kampfmitteln unternommenen britisch-französischen Offen- 
sive an der Somme-Front habe aufs neue die kaum zu überwindenden 
Schwierigkeiten einer Durchbruchsoperation auf dem westlichen Kriegs- 
fchauplatz und die Richtigkeit seines eigenen Entschlusses bewiesen, von einer 
solchen Abstand zu nehmen. Der Zweck des Angriffs bei Verdun sei nicht 
das Durchstoßen des feindlichen Stellungssystems gewesen, sondern die 
Zertrümmerung einer möglichst großen Zahl französischer Verbände, was 
bis zu einem gewissen Grade auch gelungen sei, wie die Auflösung der 
vierten Kompagnien bei den französischen Bataillonen beweise. Auch die 
ungewöhnlichen Erfolge der Russen gegenüber der österreichisch-ungarischen 
Front, die ihren Grund in der inneren Zermürbung unseres Bundesgenossen 
hätten, ließen sich nicht als Beweis für die Möglichkeit des Gelingens 
eines operativen Durchbruchs an der Westfront anführen. Ihre große 
Bedeutung liege aber darin, daß sie die deutsche Kriegführung im Westen 
durch den Zwang zu starken Truppenentsendungen in Abhängigkeit von der 
Kriegslage im Osten gebracht hätten. Alles käme darauf an, die Front des 
Verbündeten dort zu festigen, seine Moral zu heben, sonst griffe Rumänien 
gegen uns in den Krieg ein. Durch das Wiederaufleben der italienischen 
Angriffe an der Isonzo-Front, wo am 9. August Görz gefallen war"), sei 
die Lage noch verschlechtert. Wir müßten immer wieder aushelfen. Geniale 
Pläne könnten wir nicht fassen, infolgedessen müßten wir auch auf dem 
westlichen Kriegsschauplatz große strategische Gegenstöße, die wir erhofft 
hätten, zurückstellen. Hier sei jetzt, abgesehen von örtlichen Unternehmungen, 
nur noch Abwehr („eiserne Mauer") möglich, um für Notfälle Kräfte bis 
aufs äußerste flüssig zu machen. Jedes Armee-Oberkommando sei verpflichtet, 
hiernach zu verfahren und selbst entsprechende Anregungen zu geben, nicht 
zu warten, bis von der Obersten Heeresleitung Forderungen gestellt würden. 
Wie anders klang dieser entsagungsvolle Rechenschaftsbericht des 
deutschen Generalstabschefs als die von stolzer Siegeszuversicht getragenen 
Worte, mit denen er genau ein halbes Jahr vorher dem gleichen Hörerkreise 
seinen auf die Kriegsentscheidung zielenden Angriffsplan verkündet hatte'). 
') Uber den Inhalt der Ausführungen liegen Niederschriften der Generale 
von Kühl, von Löhberg und des Obersten von Vorries vor. 
-) S. 593. 
->) S. 40.
	        
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