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Die Westfront im Juli und August.
— Verdun.
führte, daß der Feind nicht einmal mehr am völlig offenen Verkehr gehindert
werden konnte. Bei Höhe 304, so meldete die Angriffsgruppe West am
27.August, gehe er zur Zeit, Hände in den Hosentaschen, außerhalb seiner
Gräben spazieren.
General von Lochow stand vor der Frage, ob er angesichts solch
drückender Munitionsknappheit nicht überhaupt auf jede Angriffstätigkeit
verzichten sollte, um nicht bei feindlichen Gegenangriffen in ernste Schwierig-
keit zu geraten. Die dringende Notwendigkeit einer Stellungsverbesierung
bei Fleury, das wohl auch künftig das Hauptziel französischer Vorstöße
bilden würde, gab indessen den Ausschlag, die Wiedereroberung der Dorf-
trümmer anzuordnen. Ob daneben auch noch der Souville-Sack, wie längst
beabsichtigt, genommen werden konnte, ließ sich vorerst noch nicht übersehen.
24. bis Am 24.August morgens sollte die 33. Infanterie-Division Fleury
28. August, ^ weit wiedernehmen, daß Einsicht in die Mulden südwestlich
und südöstlich des Dorfes gewährleistet war. Die Wegnahme glückte indessen
nicht. Von sechs zum Angriff bestimmten Kompagnien erhielten nur vier
rechtzeitig den Befehl. Am 6'° morgens stürmend, drangen sie wohl in die
vorderste feindliche Stellung im Dorfe ein, wurden dann aber, von beiden
Seiten umfaßt, unter schweren Verlusten an den Bahndamm zurückgeworfen.
Dort wehrten sie abends vorstoßenden Gegner ab. Zwei Tage darauf, am
Spätnachmittage des 26. August, folgten neue französische Angriffe, diesmal
gegen die ganze Front der 34. Infanterie-Division, die tags zuvor den Ab-
schnitt der 14. übernommen hatte, und gegen die 21. Reserve-Division. Sie
hatten ebensowenig Erfolg wie die am Abend des 28. August gegen die Linie
Thiaumont—Fleury sowie gegen die Naht der 21. Reserve- und 50. In-
fanterie-Division gerichteten heftigen feindlichen Vorstöße. Am folgenden
Nachmittag konnte der Gegner zwischen Fleury und dem Chapitre-Walde
stellenweise in die vordersten deutschen Gräben eindringen, sich jedoch nicht
behaupten. Andererseits war aber auch ein am 26. August unternommener
Versuch der im Chapitre-Wald neu eingesetzten 14. bayerischen Infanterie-
Division, die am 8. August auf dem rechten Abschnittsflügel entstandene Ein-
beulung zu beseitigen, ergebnislos verlaufen. And der rechte Flügel der
50. Infanterie-Division hatte in diesen Tagen trotz sechsmaligen Versuches
das am 18. August verlorene Gelände auch nur teilweise wiederzugewinnen
vermocht. Ende August trat an der Kampffront der Angriffsgruppe Ost für
einige Tage Ruhe ein.
J»l«/A«gust. Seit die Oberste Heeresleitung am 11. Juli für die Verdun-Front
„strikte Defensive" besohlen hatte, war die Initiative in zunehmendem Maße
an den Feind übergegangen, der auf dem Ostufer unter Einsatz starker Kräfte