Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Wachsende Schwierigkeiten, 
317 
von seiner unbestreitbaren moralischen Bedeutung, auch aus operativen 
Erwägungen nur dankbar begrüßen. Zeitlich in ein angemessenes Ver- 
hältnis zu den an der Somme bevorstehenden Kämpfen gegen die Engländer 
gesetzt, ließ die Wegnahme von Apern eine Einwirkung auf deren Verlauf 
erhoffen. Indessen „mit Rücksicht auf die augenblickliche Lage an der öfter- 
reichischen Front" sah sich General von Falkenhayn außerstande, dem Vor- 
schlage der 4. Armee zuzustimmen. Er antwortete, daß eine Entscheidung 
auf den Antrag zur Zeit nicht möglich sei. 
Von der Absicht, an der Somme „den in Vorbereitung befind- 
lichen englischen Entlastungsangriff durch einen wuchtigen Gegenangriff 
im Keim zu ersticken" — falls sie bis dahin noch bestanden haben sollte —, 
konnte jetzt keine Rede mehr sein. Nicht aber verschwand damit der 
Offensivgedanke überhaupt aus dem Vorstellungskreise des Generalstabs- 
chess. Cr lebte fort, wenn auch gewiß nicht ohne quälende Zweifel und 
bange Sorgen im Hinblick auf die Kampfführung im Maas-Gebiet, und 
beeinflußte auch weiter die Erwägungen über das künftige Verhalten gegen 
die Engländer. Deren Offensive sollte abgewiesen und mit Gegenangriff 
beantwortet werden. 
Diese Aufgabe schien sich aber jetzt noch schwieriger zu gestalten als 
bisher. Denn was von der Nachrichtenabteilung der Obersten Heeres- 
leitung seit Mitte Mai als möglich bezeichnet worden war, hatte im Laufe 
der letzten Wochen mehr und mehr an Wahrscheinlichkeit gewonnen: daß 
die Franzosen, ungeachtet ihrer Inanspruchnahme durch die Schlacht 
um Verdun, fähig und gewillt waren, sich mit beträchtlichen Kräften an der 
Offensive der E n g l ä n d e r zu beteiligen. Mitte Juni stand fest, daß sie 
einen Teil der Front ihrer Nachbarn nördlich der Somme übernommen 
hatten. Die Nachrichten-Abteilung berechnete die Zahl der französischen 
Reserven außerhalb des Kampfgebiets an der Maas auf 19 Divisionen, 
während die zum Angriff auf die deutsche 2. Armee nördlich 
der Somme bereitgestellten Divisionen der Engländer auf 20bis 22 geschätzt 
wurden. Außer dem Hauptangriff beiderseits des Flusses schien ein N e b e n - 
angriff der Engländer bei Lens gegen die 6. Armee möglich, 
wenn auch Anzeichen für einen solchen bisher nicht vorlagen'). Ebensowenig 
ließ sich aus Nachrichten über den Feind und Erkundungsergebnissen die 
von General von Falkenhayn im Gegensatz zum Armee-Oberkommando 6 
l) Kronprinz Rupprecht von Bayern hat in einer Zuschrift vom 27.Juli 1934 
mitgeteilt, daß General von Falkenhayn auf Grund von Agentennachrichten mit einem 
Angriff der Engländer in Richtung auf Lille gerechnet habe. Aus den Akten hat sich 
darüber nichts feststellen lassen. Tatsächlich haben dem englischen Oberbefehlshaber 
längere Zeit Angriffsabsichten in Flandern nicht ferngelegen (©. 50 und 326).
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.