Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

314 Die Oberste Heeresleitung bis zum Beginn der Somme-Schlacht. 
jetzt die ersten Nachrichten von den angegriffenen Frontabschnitten wie auch 
aus Teschen zuversichtlich. 
Die Unsicherheit der Lage mag aber eine sofortige Entscheidung über 
die Pläne der 2. Armee verzögert haben. Daß bei Abgang der Antwort am 
s. Juni. 5. Juni 5° nachmittags bereits ernstere Nachrichten aus dem Osten vorlagen, 
hat sich nicht feststellen lassen. Die Antwort lautete: „Ich bitte alle Vor- 
bereitungen, insbesondere für den Nordangriff, mit den irgend verfügbar zu 
machenden Kräften und Mitteln weiterzuführen. Aber den Zeitpunkt des 
etwaigen Angriffs lassen sich zur Zeit noch keine Bestimmungen treffen". 
Ein unverbindlicher Bescheid also, wie er seit Monaten in gleicher oder 
ähnlicher Form fast allen Angriffsentwürfen der Armeen zuteil geworden 
war. Auf den Gedanken des Teilvorstoßes bis an die Ancre ging der 
Generalstabschef überhaupt nicht ein. Irgendwelche Arbeitskräfte wurden 
nicht zur Verfügung gestellt. 
General von Falkenhayn hat in seinem nach dem Kriege erschienenen 
Werkes bezeugt, daß er sich bis zum Zusammenbruch des Verbündeten im 
Raum um Luek mit der Absicht getragen habe, „den in Vorbereitung 
befindlichen englischen Entlastungsangriff durch einen wuchtigen Gegen¬ 
angriff im Keime zu ersticken". Faßt man diese Angabe wörtlich auf, so 
muß man daraus auf die Absicht schließen, dem Gegner durch eigenen An¬ 
griff zuvorzukommen. Dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen oder auch nur 
vorzubereiten, hat er dann freilich nach seiner Stellungnahme am 5. Juni 
noch immer nicht an der Zeit gehalten. Er will seine Absicht erst infolge des 
Umschwungs der allgemeinen Kriegslage durch die Vrussilow-Offensive 
fallen gelassen haben. Sein Bescheid an das Armee-Oberkommando 2 
erscheint leichter erklärlich, wenn man annimmt, daß er bereits vor Bekannt- 
werden dieses Umschwungs in Anbetracht der weit vorgeschrittenen Angriffs- 
Vorbereitungen der Engländer nicht mehr an der Absicht eines Präventiv- 
angriffs festgehalten, fondern es für besser erachtet hat, die Feinde zunächst 
anrennen zu lassen und erst nach ihrer Abwehr mit einem „wuchtigen Gegen¬ 
angriff" zu antworten. Cr wäre damit zu der Auffassung zurückgekehrt, die 
er bei seiner Plangestaltung zu Beginn des Jahres, freilich unter wesentlich 
anderen Voraussetzungen, vertreten, dann aber im Laufe der Zeit mehr und 
mehr zurückgestellt hatte. General Tappen neigt dieser Deutung zu')! 
„Jedenfalls lag der Gedanke eines deutschen Gegenangriffs nach vor¬ 
angegangener englischer Offensive sehr nahe. Auf diese Weise war noch die 
1) von Falkenhayn, a.a.O., 6.210. Ähnlich spricht der General auf S. 221 von 
dem Plan, „dem Angriff (d. h. der Engländer) durch einen groß angelegten Gegenstoß 
die Spitze abzubrechen". 
2) Zuschrift vom 26. Juni 1934.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.