Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Unterseekrieg. 
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krieg, der ebenso zufällig noch nicht im Völkerrecht behandelt sei, die schärfste 
Ablehnung erfahre. Jedem Neutralen müßte bewiesen werden, daß unser 
Zurückkommen auf das Kriegsgebiet die einzige Möglichkeit biete, unsere 
Waffen gegen England zu gebrauchen und doch die berechtigten Interessen 
der Neutralen zu achten. General von Falkenhayn schloß mit den Worten: 
„Ich hoffe von einer ähnlich gefaßten Note Gutes. Sollte ich mich aber 
täuschen — was durch die Verschlechterung unserer Lage infolge des Sufsex- 
Falles und andere Umstände leider vielleicht weniger unwahrscheinlich ge- 
worden ist —, so müssen wir den Folgen ins Auge sehen. Jedenfalls kann 
keine Drohung Amerikas uns berechtigen, eine wirksame Waffe gegen Eng- 
land aus der Hand zu legen". 
Dieses Schreiben wurde dem Reichskanzler, der sich auf der 
Fahrt von Berlin nach Charleville befand, entgegengesandt. Am 26. April, 
dem Tage seines Eintreffens im Großen Hauptquartier, hatte er daraufhin 
eine Unterredung mit dem G e n e r a l st a b s ch e f, bei der die gegen- 
sätzlichen Auffassungen nicht ausgeglichen wurden. Sie gab diesem aber An- 
laß, an den Admiralstabschef am 27.April nachstehende Fragen 
zu richten, deren völlige Klärung ihm als Grundlage für alle weiteren Ent¬ 
schlüsse unentbehrlich zu sein schien: 
„1. Halten Euere Exzellenz die bisher von Ihnen mir gegenüber mit 
aller Schärfe vertretene Ansicht noch aufrecht, daß nur dann auf ausreichende 
Erfolge des Unterseekrieges gegen England bis zur Jahreswende 1916/17 
zu hoffen ist, wenn dieser Krieg in den Gewässern um England rücksichtslos, 
d.h. ohne Warnung und Untersuchung der zu torpedierenden Schiffe und 
ohne Beschränkung im Auslegen der Minen, geführt wird, oder sind Euere 
Exzellenz zu einer anderen Meinung gekommen? — 2. Ist letzteres der 
Fall, so wäre es von höchster Wichtigkeit zu wissen, in welcher Art Euere 
Exzellenz den Unterseekrieg, also den Torpedokrieg sowohl als auch den 
Minenkrieg, geführt haben wollen, um das notwendige Ergebnis gegen 
England zu erreichen. — 3. Ist die Zahl und Leistungsfähigkeit der 
deutschen U-Minenboote schon jetzt oder von wann ab so groß, daß sie mit 
Sicherheit die Zugänge zu den englischen Häfen fortgesetzt minenverseucht 
halten können?" 
Der Chef des Admiralstabes, Admiral von Holtzendorff, 
antwortete am gleichen Tage: „1. Ich halte nach wie vor an der Ansicht 
fest, daß auf ausreichende Erfolge des Unterseebootkrieges gegen England 
(d.h. auf solche, die England veranlassen werden, den Frieden zu suchen) 
nur dann zu hoffen ist, wenn wir sechs bis acht Monate den rücksichtslosen 
U-Boot-Krieg in den Gewässern um England führen können, also alle Schiffe, 
auch neutrale, dort ungewarnt versenken dürfen. In dem U-Boot-Krieg, 
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