Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Einschränkung des Angriffs bei Verdun. 
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augenblicklichen Kampflinien oder gar unter Zurückgehen in die Ausgangs- 
stellungen. Das letztere hätte nicht nur offenes Eingeständnis vollkommenen 
Mißerfolges und schwere moralische Belastung der Truppe bedeutet, sondern 
auch Verzicht auf Fesselung der bei Verdun eingesetzten Kräfte des Feindes, 
die man dann sicherlich an anderer Stelle wiedertraf. Wohl aber scheint der 
Generalstabschef die Hoffnung gehegt zu haben, durch örtlich begrenzte, nur 
Stellungsverbesserungen dienende Teilerfolge sich von dem Bleigewicht der 
kräfteverschlingenden Offensivoperation im Maas-Gebiet befreien zu können. 
Wenn solche Deutung richtig ist, so fragt es sich immer noch, ob er 
diesen Weg mit dem Vorsatz ins Auge gefaßt hat, Handlungsfreiheit nach 
anderer Seite zu gewinnen und den seit kurzem erwogenen Gedanken des 
Angriffs an der Somme nun auch wirklich in die Tat umzusetzen. Äber die 
Lage nördlich dieses Flusses hat er nach der Tagebuchaufzeichnung des 
Generalobersten von Plessen dem Kaiser nur vorgetragen: „Englische Offen- 
sive gegen linken Flügel der 6. und rechten 2. Armee in Sicht, aber noch 
ohne Bestimmtheit". Doch ist ohne weiteres denkbar, daß er davon 
Abstand genommen hat, dem Obersten Kriegsherrn schon jetzt einen Plan 
vorzutragen, der erst im Werden war und noch keine feste Gestalt gewonnen 
hatte. 
Die Annahme, daß der deutsche Generalstabschef um Mitte Mai sich 
ernsthaft damit beschäftigt hat, das Schwergewicht der Kriegführung so bald 
als möglich aus dem Maas-Gebiet an die Somme zu verlegen, um den 
Engländern zu Lande eine Niederlage zu bereiten, findet weiter darin eine 
Stützung, daß er kurz zuvor, nicht ohne heftige Gegenwehr, durch kaiserliche 
Entscheidung gezwungen worden war, sich mit dem Verzicht auf den 
uneingeschränkten Unterseekrieg abzufinden. 
Am 4. März war die Entscheidung, ob der uneingeschränkte Untersee- 
krieg einsetzen solle, auf Ansang April verschoben worden'). General von Fal- 
kenhayn hatte zäh an seinem Standpunkt festgehalten. Bevor aber noch der 
Zeitpunkt der Entscheidung gekommen war, hatte die Torpedierung des sran- 
zösischen Passagierdampfers „Sussex" am 24.März, bei der wiederum ame- 
rikanische Staatsbürger zu Schaden gekommen waren, eine starke Span- 
nung mit der Regierung der Vereinigten Staaten von Ame- 
rik a hervorgerufen. Am 20. April überreichte Botschafter Gerard in 
Verlin eine scharfe Note des Präsidenten Wilson, die mit Abbruch der 
diplomatischen Beziehungen drohte. Diesem Ultimatum gegenüber entschloß 
*)S. 292. 
Weltkrieg, X. Band, 
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