Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

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Die Oberste Heeresleitung um die Jahreswende 1915/16. 
Ende i9i5. gegen die er Entlastungsoffensiven für wahrscheinlich hielt. An schwerer 
Artillerie verfügte die Oberste Heeresleitung bald nach Ausstattung der 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz für den Angriff auf Verdun wieder über 
30 neuzeitliche Batterien. Das Herausziehen weiterer 62solcher Batterien 
für die Reserve der Obersten Heeresleitung aus der Westfront gegen Ersatz 
durch alte und Beute-Batterien war angeordnet. Cin Versuch, die Stärke- 
Verhältnisse durch Zurückgreifen auf Kräfte der Verbündeten zu bessern, 
schien nicht empfehlenswert. Die österreichisch-ungarischen Truppen sah 
General von Falkenhayn „in ihrer Gesamtheit für die sehr harte Kampfart 
an der Westfront weder als besonders geeignet, noch als genügend vor- 
gebildet'") an, noch weniger türkische und bulgarische. Bei letzteren sprachen 
auch politische Rücksichten gegen die Heranziehung. 
Die Westgegner standen nach den Berechnungen der Nachrichten- 
Abteilung der Obersten Heeresleitung wesentlich günstiger. Die Gesamt- 
zahl ihrer Divisionen betrug 150, wobei noch ins Gewicht fiel, daß sie 
im allgemeinen zahlenmäßig erheblich stärker waren als die deutschen. Von 
ihnen sollten sich 91 in der Front befinden, 59 — als Heeres-, Heeres- 
gruppen- und Armee-Reserven — der feindlichen Führung zur Verfügung 
stehen. Eine erhebliche Vermehrung der britischen Landstreitkräfte stand 
nach Einfügung der neugebildeten Kitchener-Verbände in nicht ferner Zeit 
in Aussicht. 
Angesichts dieser Stärkeverhältnisse gehörte für den deutschen General- 
stabschef viel Kühnheit und Selbstvertrauen, vor allem aber auch unbedingte 
Zuversicht in die innere Güte und Überlegenheit des deutschen Soldaten 
dazu, um überhaupt am Angriffsgedanken festzuhalten. Er war sich klar 
darüber, daß die ihm zu Gebote stehenden Kräfte nicht hinreichten, um den 
Entscheidungskampf durch einen von Anfang an auf Durchbruch zielenden 
Massenangriff auszutragen. Gegen einen solchen Versuch sprachen nach 
seiner Ansicht aber auch die mißglückten Massenstürme der Gegner an der 
Westfront im verflossenen Kampfjahre. In der Weihnachtsdenkschrift sagte 
er darüber: „Massendurchbruchsversuche gegen einen moralisch intakten, 
gut bewaffneten und zahlenmäßig nicht erheblich unterlegenen Feind können 
auch bei größter Menschen- und Materialhäufung nicht als aussichtsvoll 
betrachtet werden. Dem Verteidiger wird es in den meisten Fällen ge- 
lingen, die eingedrückten Stellen abzuriegeln. Dies ist ihm leicht, wenn 
er sich zv.nl freiwilligen Ausweichen entschließt. Ihn daran zu hindern, ist 
kaum möglich. Die Einbuchtungen, flankierender Feuerwirkung in hohem 
Maße ausgesetzt, drohen zum Massengrab zu werden. Die technischen 
i) von Falkenhayn, a. a. O., S. 191.
	        
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