Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Weihnachtsdenkschrift: Frankreich. 
II 
schien somit auch die Zeit gekommen, zur Tat zu schreiten. Der An- 
griff auf Verdun sollte den letzten gewaltigen Cnt- 
scheidungskamps eröffnen und entfesseln. 
Wer die operativen Formen, in denen der Cntscheidungs- 
kämpf zum Austrag zu bringen war, enthielt die Weihnachtsdenkschrift nur 
allgemeine Andeutungen. General von Falkenhayn hatte sich aber hierüber 
in den letzten Monaten bestimmte Vorstellungen gebildet, die von seinen 
früheren Ansichten in mancher Hinsicht abwichen. 
Die im Sommer 1915 noch stark zur Schau getragene Zuversicht, daß 
die Front trotz der erheblichen zahlenmäßigen Unterlegenheit des deutschen 
Westheeres allen Anstürmen der Gegner unbedingt standhalten würde, hatte 
nach der schweren Krise des 25.September 1915') und ihren Folgeerschei- 
nungen der nüchternen Erkenntnis Platz gemacht, daß die Vruchsicherheit 
des deutschen Deiches ihre Grenzen habe. Daraus ergab sich als erste Vor- 
bedingung für jede eigene Angriffshandlung die Notwendigkeit, die Deich- 
linie in ihrer ganzen Ausdehnung, vornehmlich aber an ihren empfindlichen 
Stellen, gegen alle drohenden Gefahren zu sichern. Da die in vorderer 
Linie eingesetzten Kräfte hierfür nicht genügten, war es notwendig, einen 
gewissen Kraftzuschuß zurückzuhalten, der damit für offensive Verwendung 
wenigstens zunächst ausfiel. Eine weitere Einschränkung der für Angriffs- 
zwecke frei verfügbaren Heeresreserven ergab sich aus der Verantwortung 
des Leiters der deutschen Gesamtoperationen für die Standfestigkeit auch der 
übrigen Fronten der rings umlagerten Festung des Vierbundes. Cr mußte 
jederzeit in der Lage bleiben, den Verbündeten in unvorhergesehenen Not- 
lagen auf anderen Kriegsschauplätzen auszuhelfen. 
Die Stärke der an der Westfront in vorderer Linie eingesetzten Kräfte 
betrug um die Jahreswende etwa 94 Divisionen. Die Zahl der im kom- 
Menden Frühjahr für den westlichen Kriegsschauplatz verfügbaren Heeres- 
referven berechnete General von Falkenhayn in der Weihnachtsdenkschrift 
auf 25 bis 26 Divisionen, die nur dann noch um ein geringes vermehrt 
werden konnten, wenn man den deutschen Abschnitten in Mazedonien und 
Galizien „gegen alle militärische und politische Überzeugung wie Vorsicht" 
(W. D.) über das beabsichtigte Maß hinaus Kräfte entzog. Mindestens 
ein Drittel dieser Heeresreserven glaubte der Generalstabschef, wie er in 
seinem Buche berichtet), hinter den Frontabschnitten belassen zu müssen, 
') Band IX, 6.53 ff. 
2) von Falkenhayn, a. a. O., S. 190.
	        
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