Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Weihnachtsdenkschrift: Rußland, Rumänien. 
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der Rokitno-Sümpfe befehligenden Oberkommandos der Heeresgruppe Lin- 
singen wurde nicht eingefordert. Im Stabe des Oberbefehlshabers Ost hielt 
der Generalstabschef, Generalleutnant Ludendorff, „die Akraine-Operation 
fttr die einzige, die entscheidend wirken könne"'). Da sie indessen außerhalb 
seines Befehlsbereichs lag, enthielt er sich einer entsprechenden Anregung 
bei der Obersten Heeresleitung. 
Mitentscheidend für die Einstellung des Generals von Falkenhayn war 
sein Glaube, daß das russische Heer nach den schweren Niederlagen des 
letzten Jahres auch ohne neue offensive Kraftanstrengung der Mittelmächte 
kein gefahrdrohender Gegner mehr sei. In der Weihnachtsdenkschrift sagte 
er darüber: „Nach allen Berichten mehren sich die inneren Schwierig- 
keiten des Riesenreiches schnell. Wenn auch vielleicht eine Revolution im 
großen Stil nicht erwartet werden darf, so kann man doch vertrauen, daß 
Rußland durch seine inneren Röte in verhältnismäßig kurzer Frist ge- 
zwungen sein wird, einzulenken. Hierbei wird angenommen, daß es ihm 
inzwischen nicht gelingen wird, seine militärische Reputation aufzufrischen. 
Das ist aber auch nicht zu besorgen. Im Gegenteil wird vermutlich 
jeder solcher Versuch mit seinen Verlusten die innere Auflösung nur 
beschleunigen". 
General von Falkenhayn gab sich also der Hoffnung hin, daß von den 
„eigentlichen Werkzeugen Englands auf dem europäischen Kontinent" zwei, 
das italienische und das russische Heer, ohne offensiven Gewaltdruck aus 
innerpolitischen Verhältnissen in absehbarer Zeit sich selbst außer Gefecht 
fetzen würden. Vis dahin ergab sich für ihn als unschwer zu lösende Pflicht- 
ausgäbe, an den Fronten gegen Italien und Rußland etwaige Angriffe der 
Feinde abzuschlagen. 
So blieb schließlich nur das französische Heer als Zielpunkt 
der deutschen Offensive übrig. In ihm sah der Generalstabschef „das beste 
Schwert Englands" (W. D.). Es fragte sich, auf welchem Wege man ver- 
suchen sollte, es zu zerbrechen und dadurch dem französischen Volke „klar 
vor Augen zu führen, daß es militärisch nichts mehr zu hoffen" habe 
(W. D.). Das Mittel des operativen Massendurchbruchs erschien ihm 
gegenüber der französischen Front „ebenso zweifelhaft und über unsere Kraft 
gehend" (W. D.) wie gegenüber der britischen. Er glaubte aber, daß es 
auch ohne Inanspruchnahme dieses Mittels mit minderem Krafteinsatz 
gelingen könne, dem erstrebten Zwecke Genüge zu tun. Denn die Vor- 
stellung von der ständig sinkenden Widerstandsfähigkeit Frankreichs, die ihn 
') S. 8 Anm, 3 und Ludendorff, „Meine Kriegserinnerungen", S. 162/163.
	        
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